Spirituelle Praxis, Teil 8: Kriya Yoga im Yoga Sutra
Ich möchte heute Morgen ein paar Worte sagen zum Raja Yoga. Raja Yoga, der Yoga der Geisteskontrolle. Raja heißt König, Raja heißt Herrschaft, Raja ist die Herrschaft über den eigenen Geist, ist der Yoga, von dem die meisten Yoga-Anfänger, so wie sie etwas an Spiritualität interessiert sind, zunächst mal besonders fasziniert sind. Die meisten Menschen, die lange genug praktizieren, werden feststellen, ganz so weit her ist es mit der geistigen Kontrolle doch nicht, und gehen dann lieber zu Bhakti Yoga, wo man sagt: „Oh Gott, bitte hilf mir.“ Oder Jnana Yoga: „Satchidananda Swarupoham oder Chidananda Rupa Shivoham Shivoham, Chidanan Chidanan Chidananda Hum Hara Hala Me Almasta Satchidananda Hum. Was auch immer geschieht und was auch immer ich tue, was auch immer ich mache, was auch immer ich beherrschen kann oder nicht beherrschen kann, Satchidananda Hum, meine wahr Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.“ Und wenn wir das Leben der großen Meister der letzten hundertfünfzig Jahre analysieren, werden wir letztlich feststellen, zur höchsten Verwirklichung sind die entweder gekommen über Bhakti oder Jnana Yoga oder einer Kombination aus beidem. Einer, der ohne Zuhilfenahme von Bhakti und Jnana Yoga einfach seinen Geist zur Ruhe gebracht hat und dadurch Nirvikalpa Samadhi erreicht hat, ist mir nicht bekannt. Nichtsdestotrotz, Raja Yoga spielt im Praktischen auch eine Rolle, auch im Bhakti Yoga ist Raja Yoga wiederum wichtig. Wenn wir das Bhakti Sutra von Narada dort lesen, dann beschreibt Narada schon, wir müssen auch einiges tun, an unseren Geist zu arbeiten. Und wenn Shankara im Viveka Chudamani von den Shatsampats spricht, dass man also den Geist unter eine gewisse Kontrolle und Gelassenheit bringen soll, dann sind da natürlich die Raja Yoga Techniken wiederum gefragt, um das zu können. Letztlich gehört alles zu allem. Und so wie gestern die Frage ja war: „Muss man denn alles beherrschen, um zum Höchsten zu kommen?“ Und dann hatte ich ja gesagt, nicht unbedingt. Einiges müssen wir schon letztlich an Samskaras auflösen, harmonisieren, umwandeln. Nicht alles, manches kann die Gnade Gottes machen, manches kann die Nicht-Identifikation machen und manches geschieht einfach, indem wir höhere Bewusstseinsebenen erreichen. Raja Yoga – ihr kennt alle die ersten Verse oder mindestens fast alle kennen die: „Yogas Citta Vṛtti Nirodhaḥ. Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist. Tada Drastuh Svarupe Vasthanam. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.“ Und das ist auch ein schöner Vers durchaus für den Alltag. Manchmal macht man sich tausend Gedanken. Und dann macht man sich gerade mal bewusst: Yogas Citta Vṛtti Nirodhaḥ. Yoga heißt, Gedanken zur Ruhe bringen. Wir können auch unserem Geist sagen: „Stopp! Jetzt, Atha Yoga.“ So fängt ja der erste Vers an: „Jetzt Yoga.“ Und Atha Yoga kann heißen: „Jetzt konzentriere ich mich darauf, was jetzt gerade anliegt.“ Das ist auch eine Form der Disziplin.
Dies ist der 54. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:
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