„Welche Nahrungsmittel sind besonders geeignet für die Unterstützung von Asanas, Pranayama und Meditation? Sattvige, vegetarische Ernährung vorausgesetzt, wie ist es mit Milchprodukten?“
Gut, du hast erst mal richtig geschrieben, sattvige, vegetarische Ernährung ist erst mal das Wichtigste. Das Allerwichtigste ist erst mal weglassen: Fleisch, Fisch, Alkohol, Tabak, Drogen. Ich hoffe, das ist jetzt für euch kein Problem. Da muss man einfach radikal sein und weglassen und dann ist das mit der spirituellen Entwicklung schon mal sehr viel leichter. Und das sind auch die Dinge, wenn man die weglässt, nach einer Weile, es reizt einen auch nicht mehr. Es sei denn, man hat mal eine Suchtsache gehabt, dann mag mal eine Samskara kommen, ansonsten, es gibt kein natürliches Bedürfnis, irgendetwas in dieser Art zu sich zu nehmen. Das muss man einfach weglassen. Gut, dann kann man des Weiteren schauen, was ist noch sattvig, was ist nicht sattvig und dann muss man schauen, wie kompromisslos man im Alltag leben kann und je sattviger umso besser. Je weniger Kaffee und Tee man braucht, umso besser. Je weniger Weißzucker und Weißmehl man braucht, umso besser. Und je weniger Zwiebeln und Knoblauch man braucht, umso besser. Und je weniger man aus Tiefkühlkost und Konserven zu sich nimmt, umso besser. Aber das sind alles so Übergänge, sind fließend. Ein hoher Rohkostanteil ist allgemein gut, wobei es dann auch wieder vom ayurvedischen Temperament her abhängt. Wenn man eher Pitta-Typ ist, der so dynamisch, zielorientiert, energetisch ist, ist ein hoher Rohkostanteil besonders gut. Wenn man mehr ein Vata-Mensch ist und der Geist irgendwo ständig in den Wolken schwebt, braucht es etwas Erdendes und das sind dann entweder erdende Gemüse oder eben gekochte Nahrung. Gut, dann war noch die Frage bezüglich Milchprodukte. Da habe ich eine recht starke Meinung inzwischen, die sollte man weglassen. Milchprodukte, in früheren Zeiten, man findet in der Bhagavad Gita und in der Hatha Yoga Pradipika die Aussage, sie seien sattvig. Man muss damals wissen, Milchprodukte in der damaligen Zeit, sind praktisch fast nebenher angefallen. Die indische Wirtschaft war eine auf Kühen aufgebaute Wirtschaft, Pflug- und Transportmittel, alles wurde von Rindern gemacht. Der Hauptbrennstoff zur Nahrungsmittelzubereitung war getrockneter Kuhdung, die Hauptfarbe für die Häuser, war getrockneter, gemahlener Kuhdung und so viel anderes. Und da gab es halt auch Milch und dann hat man vielleicht ein halbes Glas verdünnte Milch zu sich genommen. Und wenn es mal ein ganzes Glas verdünnte Milch war, war das viel. So hat es uns der Swami Vishnu erklärt gehabt. Gut, und damals war eben Milche nicht mit Töten verbunden. Heutzutage ist es nicht möglich, Milchprodukte zu haben, ohne Tiere zu töten. Es muss jedes Jahr ein neues Kalb dort heranwachsen, die Bullen wird man nicht brauchen. Und auch die Kuh selbst, nach sechs bis sieben Jahren kann sie nicht mehr so viel Milch geben wie vorher – natürliches Alter der Kühe ist zwanzig – also werden sie mit sechs, sieben, in der Bio-Tierhaltung mit acht Jahren, alle auch geschlachtet. Und damit, wenn man Milchprodukte zu sich nimmt, ist man an letztlich der gesamten Grausamkeit, die mit der Tierhaltung und mit dem Tierschlachten verbunden ist, ist man damit daran beteiligt. Und da die Kühe das merken, auch in den Biohöfen, dass da irgendwo Gewalt dabei ist, nimmt man auch mit diesen Milchprodukten das zu sich. Und das zweite ist, heutzutage – vor zehn, zwanzig, dreißig Jahren hieß es immer, Milchprodukte seien gesund und seien wichtig und man braucht es – inzwischen zeigen die empirischen Studien, dass das Gegenteil der Fall ist. Die Hälfte der Menschen verträgt gar keine Milchprodukte, sie haben Unverträglichkeiten und Verdauungsprobleme, Kopfweh usw. und das ist einfach wegen den Milchprodukten. Nur die Hälfte verträgt es überhaupt, Laktose-Intoleranz hört man oft und tatsächlich, jeder zweite Mensch, der darauf getestet wird, hat Milchunverträglichkeit. Ein nächster Punkt ist dann auch, es gibt dann auch so einige Studien, es gab ja vor kurzem das Buch „Die Chinastudie“, das gekommen ist, das zeigt, im Grunde genommen, je weniger Tierprodukte, umso gesünder ist der Mensch. Und da spielt es noch nicht mal die Rolle, wie früher behauptet wurde, fettarm, fettreich – fettreich ist natürlich noch schlechter, aber fettarmer Joghurt ist auch schlecht – und Krebs, Herzinfarktrate und Allergien und Autoimmunerkrankungen, alle sind in Abhängigkeit von Fleisch- und Milchprodukten. Also wie beim Fleisch, es gibt keinen guten Grund, Milchprodukte zu sich zu nehmen. Es gibt keine empirischen Studien, die zeigen würden, dass es für irgendwas gut wäre. Es gibt viele empirische Studien, die zeigen, es ist ungesund und ethisch ist es auch nicht. Und für die Wirkung der Meditation – und das war jetzt die Hauptfrage, für Asanas, Pranayama und Meditation – man wird subtiler für Asanas, Pranayama und Meditation, wenn man auch die Milch weglässt. Und es fällt leichter, in die Meditation zu gehen, es fällt leichter, das Göttliche wahrzunehmen. Im Ayurveda übrigens wird ja Milch deshalb verwendet, um den Geist zu erden und gröber zu machen. Das schreibt so auch der Swatmarama in der Hatha Yoga Pradipika, zu Anfang soll man Nahrung zu sich nehmen, die Milch und Ghee enthält, wenn man eine Weile praktiziert, braucht man das nicht mehr zu tun. Es gibt aber andere Möglichkeiten, sich zu erden, da funktioniert Sojamilch, Tofu ähnlich und da funktionieren auch Wurzelgemüse, damit kann man sich auch erden.
Dies ist der 49. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:
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