Der Geist will alle möglichen Dinge

ab39Der Geist denkt ununterbrochen, worüber man nachdenken muss. „Was denkt der von mir? Was passiert, wenn…? Und wenn jetzt der andere das und das macht, was passiert dann? Und wenn das passiert, was passiert als nächstes? Und wenn das passiert, was passiert dann.“ Und so können wir uns alle möglichen wunderbaren Katastrophenszenarien ausmalen oder alles Mögliche, was wir noch machen könnten, statt das, was wir jetzt machen. Je nachdem, es gibt ja manche Menschen die haben so einen Katastrophenszenarien-Ausmalungsgeist. Manche haben den Hypothesen entwerfen, was andere Menschen denken, Geist. Manche haben den kreativen Geist, was man noch alles machen könnte, statt das, was jetzt gerade anliegt. Und manche Menschen, die besonders gesegnet sind, haben alle drei zusammen. Manche haben den Grübeln über die Vergangenheit Geist usw. Und zunächst mal, können wir jetzt mit all dem auf verschiedene Weisen umgehen, aber zunächst mal ist es hilfreich, zu sagen, all das, was der Geist dort alles uns denken lässt, im Grunde genommen sind das alles nur Vorschläge, die unser Geist macht. „Ich könnte ja daran denken.“ Und dann fängt der gleich an, loszulegen. Wir können aber auch sagen: „Stopp!“ Wir können unseren Geist sagen: „Danke für den Vorschlag, diesen Gedankengängen zu folgen, abgelehnt. Atha, jetzt liegt das an.“ Und in dem Moment, wo wir konzentriert bei dem sind, was jetzt anliegt, in dem Moment ist, Tada Drastuh Svarupe Vasthanam, in dem Moment sind wir unserer wahren Natur nahe. Und unsere wahre Natur ist Satchidananda. Da fühlen wir uns lebendig. Sat kann man auch als Lebendigkeit in einem relativen Sinn verstehen. Chid, da sind wir bewusst. Irgendwo ist auch Freude dann dabei, Ananda. Das ist dabei. Und öfters mal können wir dann unserem Geist sagen: „Atha Yoga, jetzt. Und danke für deine Vorschläge, aber abgelehnt. Jetzt konzentriert hier.“ Kurz danach kommt er: „Aber…“ „Danke für den Vorschlag, abgelehnt.“ Im zweiten Kapitel beginnt Patanjali – eigentlich jedes Kapitel vom Yoga Sutra ist irgendwo in sich geschlossen. Man könnte das zweite Kapitel studieren, ohne das erste zu kennen. Man könnte auch das dritte studieren, ohne die anderen beiden zu kennen. Man kann sogar das vierte Kapitel studieren, ohne die anderen zu kennen. Das ist eigentlich das Faszinierende, es ist Sutra, es ist ein Leitfaden, es ist nicht wirklich logisch aufeinander aufgebaut. Das ist was, was auch eine Schönheit hat, man kann also durchaus immer wieder mit einem Kapitel beginnen, man kann auch wild beginnen. Dennoch, natürlich, wenn man die verschiedenen Kapitel kennt, fällt es leichter. Das zweite Kapitel fängt an mit dem so genannten Kriya Yoga. Und der sagt, Kriya Yoga ist – ich drehe jetzt die Reihenfolge etwas um, weil ich meine, es ist etwas praktikabler – Svadhyaya, Tapas und Ishvara Pranidhana.

 

Dies ist der 55. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

Kriya Yoga im Yoga Sutra

asana21Spirituelle Praxis, Teil 8: Kriya Yoga im Yoga Sutra

Ich möchte heute Morgen ein paar Worte sagen zum Raja Yoga. Raja Yoga, der Yoga der Geisteskontrolle. Raja heißt König, Raja heißt Herrschaft, Raja ist die Herrschaft über den eigenen Geist, ist der Yoga, von dem die meisten Yoga-Anfänger, so wie sie etwas an Spiritualität interessiert sind, zunächst mal besonders fasziniert sind. Die meisten Menschen, die lange genug praktizieren, werden feststellen, ganz so weit her ist es mit der geistigen Kontrolle doch nicht, und gehen dann lieber zu Bhakti Yoga, wo man sagt: „Oh Gott, bitte hilf mir.“ Oder Jnana Yoga: „Satchidananda Swarupoham oder Chidananda Rupa Shivoham Shivoham, Chidanan Chidanan Chidananda Hum Hara Hala Me Almasta Satchidananda Hum. Was auch immer geschieht und was auch immer ich tue, was auch immer ich mache, was auch immer ich beherrschen kann oder nicht beherrschen kann, Satchidananda Hum, meine wahr Natur ist Sein, Wissen und Glückseligkeit.“ Und wenn wir das Leben der großen Meister der letzten hundertfünfzig Jahre analysieren, werden wir letztlich feststellen, zur höchsten Verwirklichung sind die entweder gekommen über Bhakti oder Jnana Yoga oder einer Kombination aus beidem. Einer, der ohne Zuhilfenahme von Bhakti und Jnana Yoga einfach seinen Geist zur Ruhe gebracht hat und dadurch Nirvikalpa Samadhi erreicht hat, ist mir nicht bekannt. Nichtsdestotrotz, Raja Yoga spielt im Praktischen auch eine Rolle, auch im Bhakti Yoga ist Raja Yoga wiederum wichtig. Wenn wir das Bhakti Sutra von Narada dort lesen, dann beschreibt Narada schon, wir müssen auch einiges tun, an unseren Geist zu arbeiten. Und wenn Shankara im Viveka Chudamani von den Shatsampats spricht, dass man also den Geist unter eine gewisse Kontrolle und Gelassenheit bringen soll, dann sind da natürlich die Raja Yoga Techniken wiederum gefragt, um das zu können. Letztlich gehört alles zu allem. Und so wie gestern die Frage ja war: „Muss man denn alles beherrschen, um zum Höchsten zu kommen?“ Und dann hatte ich ja gesagt, nicht unbedingt. Einiges müssen wir schon letztlich an Samskaras auflösen, harmonisieren, umwandeln. Nicht alles, manches kann die Gnade Gottes machen, manches kann die Nicht-Identifikation machen und manches geschieht einfach, indem wir höhere Bewusstseinsebenen erreichen. Raja Yoga – ihr kennt alle die ersten Verse oder mindestens fast alle kennen die: „Yogas Citta Vṛtti Nirodhaḥ. Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist. Tada Drastuh Svarupe Vasthanam. Dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.“ Und das ist auch ein schöner Vers durchaus für den Alltag. Manchmal macht man sich tausend Gedanken. Und dann macht man sich gerade mal bewusst: Yogas Citta Vṛtti Nirodhaḥ. Yoga heißt, Gedanken zur Ruhe bringen. Wir können auch unserem Geist sagen: „Stopp! Jetzt, Atha Yoga.“ So fängt ja der erste Vers an: „Jetzt Yoga.“ Und Atha Yoga kann heißen: „Jetzt konzentriere ich mich darauf, was jetzt gerade anliegt.“ Das ist auch eine Form der Disziplin.

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Konsequent sein auf seinem spirituellen Weg

1vDas nächste wäre natürlich, Gemeinsamkeiten suchen, heißt auch, gemeinsame Zeit zu verbringen mit etwas, mit dem man beide etwas anfangen kann. Und noch ein nächster Punkt wäre, als spiritueller Mensch hat man vermehrtes Einfühlungsvermögen. Das kann man auch nutzen, im Sinne von, dass man sich auf das Herz des anderen konzentriert und darum bittet, dass man den anderen auch versteht. Und dann öfters den anderen zuerst zu Wort kommen lassen und ihm einfach zuzuhören und nicht sich zu rechtfertigen. Ein letzter Ratschlag in der Richtung wäre auch, durchaus konsequent sein in mancherlei Hinsicht und Kompromisse machen in anderer Hinsicht. Konsequent sein heißt, wenn man etwas ändern will und sich ständig von dem anderen davon abbringen lässt – egal ob es jetzt Eltern sind oder Partner oder Kollegen – dann wissen die, sie müssen nur lange genug rummachen und dann werden sie einen schon davon abhalten. Man selbst mag es nicht und die anderen denken ja, sie tun einem etwas Gutes, indem sie einem davon abhalten, so fanatisch zu sein, man selbst fühlt sich schlecht, dann hat man ständig Ärger. Wenn man aber mal gesagt hat, „ich mache jetzt das, ich stehe jeden Morgen auf, ich habe die und die Ernährung und das und das mache ich nicht mehr“ und dann werden sich Menschen typischerweise nach ein paar Monaten daran gewöhnen. Und dann werden sie es öfters trotzdem versuchen und dann wird man sich nicht rechtfertigen, sondern nur lächeln. Bei manchen anderen Sachen muss man eben Kompromisse machen, eben, wie man Zeit zusammen verbringt oder wenn man mit Kollegen irgendwo Essen geht. Die anderen werden dann halt ihr Bier und ihr Schnitzel haben und man selbst wird Traubensaft oder Wasser und Gemüseteller haben. Das ist immer noch ein Kompromiss. Man sucht dann halt irgendwo, wo man zusammen hingehen kann, wo man beide etwas findet. Und natürlich in einer Partnerschaft auch ähnlich. Es kann auch sein, man hat einen Urlaub allein im Ashram und einen anderen gemeinsamen Urlaub, wo man dann eher dorthin fährt, wo der Partner gerne hin fährt, aber wo es doch für einen erträglich ist. Also in dieser Hinsicht. In mancherlei Hinsicht konsequent sein und sich nicht ständig davon abbringen zu lassen, sonst hat man Dauerknatsch, und in anderer Hinsicht schauen, Kompromisse, im Sinne von, was ist für alle beiden gut. Aber das Wichtigste ist erst mal anzuerkennen: „Ich bin eine Zumutung, aber ich kann nicht anders. Ich kann nur den anderen um Verständnis bitten.“ Das macht es den anderen leichter.

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Spirituelle Flitterwochen

ab83Übrigens, selbst wenn man weitergemacht hätte, wäre dieser Zustand so auch nicht dauerhaft gewesen. Swami Vishnu hat es gerne genannt, die spirituellen Flitterwochen. Die dauern ein paar Wochen oder Monate, bei manchen bis zu drei oder vier Jahre, und dann anschließend ist diese euphorische Hochenergiephase wieder vorbei. Und wenn man sie selbst abgestellt hat, indem man aufgehört hat, zu praktizieren, ist sie auch vorbei. Sie wird nicht so wiederkommen, nur, indem man wieder anfängt, zu praktizieren. Da braucht man weder Angst zu haben noch die Hoffnung. Wenn man dann an sich gearbeitet hat, bekommt man es nicht mehr als Gnade, sondern wenn man an sich gearbeitet hat, kommt man schrittweise weiter. Und eine schrittweise Entwicklung ist oft für die Mitmenschen leichter zu ertragen als die plötzliche Veränderung. Wenn es eine plötzliche Veränderung gibt und es dann zu Konflikten kommt, dann wäre es z.B. eine gute Hilfe, zu sagen: „Ja, ich bin jetzt gerade irgendwo euphorisch, es wird auch schon wieder vorbeigehen.“ Wenn die Menschen das hören, dann sagen sie: „Ok, das kennen sie, da waren wir auch mal drin.“ „Ich habe jetzt gerade etwas Neues, bin begeistert. Im Normalfall wird die euphorische Phase wieder vorbeigehen, dann bin ich wieder normal.“ Wenn man das schon so sagt, dann merken die Menschen, man hat eine kritische Distanz zu sich selbst und kann ein bisschen über sich lächeln und nimmt das selbst nicht so ernst, dann nehmen es die anderen auch nicht so ernst. Eine zweite Sache, die man machen kann, ist, anzuerkennen, dass man eine Zumutung ist für die anderen. Ja, das muss man anerkennen, dass man aber alles Recht der Welt hat, eine solche Zumutung zu sein und dass sich andere auch daran gewöhnen werden, wenn man ihnen wichtig ist. Aber schon allein, dass man anerkennt: „Ich bin eine Zumutung für dich.“ Man kann ja sagen: „Ja, es tut mir leid, dass ich eine Zumutung für dich geworden bin.“ Schon das kann helfen. Das versteht der andere dann. Anstatt sich zu rechtfertigen und sagen: „Ich bin doch so voller Glück und Freude, warum verstehst du das nicht?“ Indem man bewusst anerkennt: „Ich bin eine Zumutung, das weiß ich. Und ich schätze es wert, dass du es mit mir aushältst.“ Und ein nächster Punkt wäre auch, Gemeinsamkeiten suchen und von Bekehrungsversuchen abzusehen.

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Die Aufgabe des Lehrers

foto11Teilnehmer: „Was bedeutet spirituelles Spießbürgertum?“

Wie kann man Spießbürgertum erklären? Irgendwo, man hat so sein geregeltes und ruhiges Leben und steht jeden Tag zu einer gewissen Zeit auf und geht ins Bett und nimmt sich seine Zeit für dieses und für jenes, macht weder zu viel noch zu wenig, hat so seinen Mittelweg gefunden und hat ein gewisses Ansehen dort und das Leben ist geordnet und geregelt usw. Eine von mir sehr geschätzte Lehrerin, Swami Durgananda, hat mal gesagt: „Die Aufgabe des Lehrers ist, das Leben der Schüler unbequem zu machen.“ Wenn man keinen persönlichen direkten Lehrer hat, dann ist es Gottes Aufgabe. Und so habe ich auch das Gefühl, so ist Swami Vishnu und Swami Sivananda weiter gut aktiv. Auf der einen Seite stimmt, das Leben wonnevoll zu machen, das schon, aber auf einer anderen Seite nicht zu bequem werden lassen. Wenn also ihr immer wieder merkt, jetzt habt ihr gerade gedacht, euer Leben so arrangiert, jetzt scheint alles in Ordnung zu sein, irgendwo klappt es, und prompt, Ironie des Schicksals: „Muss das denn ausgerechnet jetzt sein?“ Dann solltet ihr euch bewusst machen, da ist die Gnade Gottes und des Gurus aktiv, die verhindern will, dass ihr spirituell steckenbleibt. Das muss man sich öfters vergegenwärtigen und kann es dann als solches auch annehmen. Und damit kommen dann auch die Samskaras raus, denn letztlich im spirituellen Spießbürgertum kann man so die Samskaras, die da sind, irgendwo so halb bedecken und verdecken. Wenn dann aber irgendwo was passiert von außen, dann kommen die dort hoch und man kann sie sich anschauen und kann an ihnen arbeiten.

Es gab noch eine andere Frage, die mir mündlich gestellt worden ist. Es war eine Frage, die sich darauf bezogen hatte, manchmal passiert es Menschen, dass sie tief in die Spiritualität hineinkommen, dass sie sich ganz verbunden fühlen mit Gott, dass sie eine große Öffnung haben und wahnsinnig gerne meditieren und Asanas und Pranayama üben und erfüllt sind von diesem Gottesbewusstsein, und dann stoßen sie auf ein Problem, nämlich das Unverständnis der Mitmenschen. Ich kann mal fragen, wer von euch hat das schon mal erlebt? Also, durchaus einige. Und dann ist die Frage, was macht man dann? Zunächst mal, für die meisten, werdet ihr die Phase schon hinter euch haben. Es gibt dann manche, die haben dann was gemacht, die hören dann auf, weil sie nicht so in Konflikten mit den Menschen sein wollen, hören auf mit den Yogaübungen und nach einer Weile fangen sie dann wieder an. Das Tröstende ist, die euphorische Phase des ersten Mal, wird man so nicht nochmals bekommen. Da braucht man dann keine Angst mehr zu haben. Was dann aber auch manchmal nicht nur eine Angst ist, sondern die Hoffnung wird dann auch nicht befriedigt.

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Eindrücke im Unterbewusstsein

1c.- „Du sagtest, dass man nicht alle Samskaras auflösen muss, um zur Erleuchtung zu kommen. Wie viel davon muss man denn auflösen und wie am besten?“

Gut, Samskaras sind Eindrücke im Unterbewusstsein. Es gibt verschiedene Arten von Samskaras. Es gibt zunächst mal zwei Arten von Samskaras, die man überhaupt nicht auflösen muss. Das eine sind Erinnerung und Gedächtnis. Also, man muss nicht seine Erinnerungen auflösen. Zweite Art von Samskaras sind letztlich unsere Fähigkeiten. Wenn man gelernt hat, Harmonium zu spielen, diese Art von Samskara muss man natürlich nicht aufgeben, genauso wie die Samskara, Yogaunterricht geben zu können. Aber es gibt andere Samskaras, wie z.B. bestimmte Reiz-Reaktionsmechanismen, bestimmte Sachen wie, auf bestimmte Sachen mit Ärger zu reagieren, auf bestimmte Sachen mit Eifersucht zu reagieren, bestimmte Wünsche, die man hat, bestimmte Verhaftungen, die man hat. All diese Dinge, kann man haben. Und dann ist die Frage, wie viel davon muss man überwinden? Denn natürlich, je mehr solcher Samskaras wir haben, umso mehr bleibt unser Geist hier in einer irdischen Ebene. Wir müssen so viele Samskaras auflösen, dass wir meditieren können, unseren Geist erheben. Und dann letztlich wird nachher Gottes Gnade alles machen und wenn wir in Nirvikalpa Samadhi sind, dann werden all unsere Samskaras soweit verbrannt, wie sie uns im Egoismus halten würden und soweit spiritualisiert, wie sie zu Instrumenten des Göttlichen werden können. Das ist jetzt natürlich eine allgemeine Antwort auf die Frage, aber so in etwas. Also, man kann sagen, das, was einem davon abhält, zu meditieren, das ist besonders wichtig, aufzulösen. Man kann auch sagen, man kann das angehen, was man angehen kann und das kann einen dann befreien. Man dann ergibt das auch irgendwo wie so einen Engelskreislauf. Es gelingt einem ein bisschen, sich dort zu lösen, man fühlt sich mehr mit Gott verbunden, dann kann man wieder das andere angehen. Allerdings, jetzt von der Praxis her geht es nicht ganz so einfach, sondern dann hat man das eine aufgelöst, meint es mindestens, und dann merkt man, wie von einer anderen Warte es verkleidet wieder von hinten auf einen zukommt. Oder man ist es irgendwo angegangen, hat gerade viel Pranayama gemacht, dann macht man ein bisschen weniger Pranayama und prompt fällt man wieder in die gleichen Samskaras rein. Aber wir können auch sehen, es gibt ja einige große Heilige und Weise, die hatten auch ihre Marotten beibehalten, nur waren sie dann eben spiritualisiert. Swami Sivananda ist vermutlich der Mensch, der am psychisch gesündesten war, den man sich überhaupt vorstellen kann. Aber es waren nicht alle so. Es gibt andere, die, wenn man sie rein nach psychologischen Kriterien analysieren würde, dann waren die zum Teil ein bisschen eigenartig gewesen. Es gibt ja auch das Konzept der heiligen Narren. Ich glaube, von Feuerstein gibt es so ein Buch „Heilige Narren“ und dann sieht man so, wie einige Menschen schon massive Samskaras hatten, diese aber in die Verwirklichung hineingebracht haben. Und dann waren diese Verrücktheiten, die sie hatten, eigentlich Aufwecker für ihre Schüler und Hilfen, dass Schüler nicht in spirituelles Spießbürgertum hineingerutscht sind.

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Gesunde natürliche Nahrungsmittel

af„Welche Nahrungsmittel sind besonders geeignet für die Unterstützung von Asanas, Pranayama und Meditation? Sattvige, vegetarische Ernährung vorausgesetzt, wie ist es mit Milchprodukten?“

Gut, du hast erst mal richtig geschrieben, sattvige, vegetarische Ernährung ist erst mal das Wichtigste. Das Allerwichtigste ist erst mal weglassen: Fleisch, Fisch, Alkohol, Tabak, Drogen. Ich hoffe, das ist jetzt für euch kein Problem. Da muss man einfach radikal sein und weglassen und dann ist das mit der spirituellen Entwicklung schon mal sehr viel leichter. Und das sind auch die Dinge, wenn man die weglässt, nach einer Weile, es reizt einen auch nicht mehr. Es sei denn, man hat mal eine Suchtsache gehabt, dann mag mal eine Samskara kommen, ansonsten, es gibt kein natürliches Bedürfnis, irgendetwas in dieser Art zu sich zu nehmen. Das muss man einfach weglassen. Gut, dann kann man des Weiteren schauen, was ist noch sattvig, was ist nicht sattvig und dann muss man schauen, wie kompromisslos man im Alltag leben kann und je sattviger umso besser. Je weniger Kaffee und Tee man braucht, umso besser. Je weniger Weißzucker und Weißmehl man braucht, umso besser. Und je weniger Zwiebeln und Knoblauch man braucht, umso besser. Und je weniger man aus Tiefkühlkost und Konserven zu sich nimmt, umso besser. Aber das sind alles so Übergänge, sind fließend. Ein hoher Rohkostanteil ist allgemein gut, wobei es dann auch wieder vom ayurvedischen Temperament her abhängt. Wenn man eher Pitta-Typ ist, der so dynamisch, zielorientiert, energetisch ist, ist ein hoher Rohkostanteil besonders gut. Wenn man mehr ein Vata-Mensch ist und der Geist irgendwo ständig in den Wolken schwebt, braucht es etwas Erdendes und das sind dann entweder erdende Gemüse oder eben gekochte Nahrung. Gut, dann war noch die Frage bezüglich Milchprodukte. Da habe ich eine recht starke Meinung inzwischen, die sollte man weglassen. Milchprodukte, in früheren Zeiten, man findet in der Bhagavad Gita und in der Hatha Yoga Pradipika die Aussage, sie seien sattvig. Man muss damals wissen, Milchprodukte in der damaligen Zeit, sind praktisch fast nebenher angefallen. Die indische Wirtschaft war eine auf Kühen aufgebaute Wirtschaft, Pflug- und Transportmittel, alles wurde von Rindern gemacht. Der Hauptbrennstoff zur Nahrungsmittelzubereitung war getrockneter Kuhdung, die Hauptfarbe für die Häuser, war getrockneter, gemahlener Kuhdung und so viel anderes. Und da gab es halt auch Milch und dann hat man vielleicht ein halbes Glas verdünnte Milch zu sich genommen. Und wenn es mal ein ganzes Glas verdünnte Milch war, war das viel. So hat es uns der Swami Vishnu erklärt gehabt. Gut, und damals war eben Milche nicht mit Töten verbunden. Heutzutage ist es nicht möglich, Milchprodukte zu haben, ohne Tiere zu töten. Es muss jedes Jahr ein neues Kalb dort heranwachsen, die Bullen wird man nicht brauchen. Und auch die Kuh selbst, nach sechs bis sieben Jahren kann sie nicht mehr so viel Milch geben wie vorher – natürliches Alter der Kühe ist zwanzig – also werden sie mit sechs, sieben, in der Bio-Tierhaltung mit acht Jahren, alle auch geschlachtet. Und damit, wenn man Milchprodukte zu sich nimmt, ist man an letztlich der gesamten Grausamkeit, die mit der Tierhaltung und mit dem Tierschlachten verbunden ist, ist man damit daran beteiligt. Und da die Kühe das merken, auch in den Biohöfen, dass da irgendwo Gewalt dabei ist, nimmt man auch mit diesen Milchprodukten das zu sich. Und das zweite ist, heutzutage – vor zehn, zwanzig, dreißig Jahren hieß es immer, Milchprodukte seien gesund und seien wichtig und man braucht es – inzwischen zeigen die empirischen Studien, dass das Gegenteil der Fall ist. Die Hälfte der Menschen verträgt gar keine Milchprodukte, sie haben Unverträglichkeiten und Verdauungsprobleme, Kopfweh usw. und das ist einfach wegen den Milchprodukten. Nur die Hälfte verträgt es überhaupt, Laktose-Intoleranz hört man oft und tatsächlich, jeder zweite Mensch, der darauf getestet wird, hat Milchunverträglichkeit. Ein nächster Punkt ist dann auch, es gibt dann auch so einige Studien, es gab ja vor kurzem das Buch „Die Chinastudie“, das gekommen ist, das zeigt, im Grunde genommen, je weniger Tierprodukte, umso gesünder ist der Mensch. Und da spielt es noch nicht mal die Rolle, wie früher behauptet wurde, fettarm, fettreich – fettreich ist natürlich noch schlechter, aber fettarmer Joghurt ist auch schlecht – und Krebs, Herzinfarktrate und Allergien und Autoimmunerkrankungen, alle sind in Abhängigkeit von Fleisch- und Milchprodukten. Also wie beim Fleisch, es gibt keinen guten Grund, Milchprodukte zu sich zu nehmen. Es gibt keine empirischen Studien, die zeigen würden, dass es für irgendwas gut wäre. Es gibt viele empirische Studien, die zeigen, es ist ungesund und ethisch ist es auch nicht. Und für die Wirkung der Meditation – und das war jetzt die Hauptfrage, für Asanas, Pranayama und Meditation – man wird subtiler für Asanas, Pranayama und Meditation, wenn man auch die Milch weglässt. Und es fällt leichter, in die Meditation zu gehen, es fällt leichter, das Göttliche wahrzunehmen. Im Ayurveda übrigens wird ja Milch deshalb verwendet, um den Geist zu erden und gröber zu machen. Das schreibt so auch der Swatmarama in der Hatha Yoga Pradipika, zu Anfang soll man Nahrung zu sich nehmen, die Milch und Ghee enthält, wenn man eine Weile praktiziert, braucht man das nicht mehr zu tun. Es gibt aber andere Möglichkeiten, sich zu erden, da funktioniert Sojamilch, Tofu ähnlich und da funktionieren auch Wurzelgemüse, damit kann man sich auch erden.

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Shatkarmas in der spirituellen Entwicklung

12 „Welchen Stellenwert haben die Shatkarmas, die Kriyas, in der spirituellen Entwicklung?“

Die Shatkarmas, die Kriyas, sind: Augen reinigen mit Tratak. Nase reinigen mit Salzwasser und einem Katheder, der man da durchführt. Ist Kunja Kriya, also ein bis zwei Liter Salzwasser trinken, zwei drei Finger in den Hals und ausspeien. Ist Agni Sara oder Nauli und Enddarmspülung mit einem Einlauf. Und Kapalabhati natürlich.

„Welchen Stellenwert haben sie in der spirituellen Entwicklung?“ Jetzt weiß ich nicht, ob der, der das geschrieben hat, hofft, dass ich sage, keinen und eher Angst davor hat oder sagt, „ich habe nicht so viel Zeit“. Also, vom Grundsatz her, die Kriyas sind hilfreich für physische Gesundheit. Im Normalfall empfehle ich Menschen, einmal in ihrem Leben ein halbes Jahr die Kriyas regelmäßig gemacht zu haben. Also, die Kunja Kriya, Salzwasser und Einlauf, einmal die Woche zu machen. Und natürlich, Kapalabhati sollte man täglich machen. Und Agni Sara bzw. Nauli kann man ja auch täglich machen, das geht ja auch fast mit dem Zähneputzen gleichzeitig oder direkt davor oder wenn man aufsteht. Gut, und Tratak kann man auch mal eine Weile täglich machen. Zwei Minuten lang Tratak zur Einleitung der Morgenmeditation, ist eine gute Sache für die Augen. Und Neti, Salzwasserspülung, kann man auch ein paar Monate lang täglich machen, reinigt die Nase. All das hilft dazu, dass der Körper gereinigter ist und das lässt das Prana leichter fließen, es hilft für die Tiefe der Meditation und es hilft auch, gesund zu sein. Wenn man das mal ein halbes Jahr lang gemacht hat, dann kann man es reduzieren, dann braucht man normalerweise, wenn man sich gesund ernährt, nicht mehr Kunja Kriya und Einlauf. Aber immer dann, wenn man merkt, eine beginnende Krankheit kommt, dann wird man wieder reinigen. Und als solches ist es hilfreich. Der Swatmarama sagt, es ist auch möglich, alle Unreinheiten zu beseitigen, allein durch Pranayama. Es dauert aber länger. Das sagt er, nachdem er die Shatkriyas dargelegt hat, denn dem Swatmarama ist es so gegangen wie den heutigen Yoga-Meistern und Lehrern, wenn sie über die Kriyas sprechen, die meisten sind nicht die Enthusiasten diesbezüglich. Deshalb sagt er: „Ja, ihr könnt auch einfach nur Pranayama machen, das reinigt auch genügend.“ Aber es gibt manche Menschen, die sind eben nicht so gesund und ich finde das immer paradox, dass Leute dann weniger Probleme haben, Ärzte zu haben, die Operationen machen und mehr Probleme haben, ein bisschen Salzwasser zu trinken und auszuspeien. Was machen Menschen alles, wenn sie irgendwelche Magen-Darm-Geschichten haben und diese Röhre und jene Röhre und alle möglichen Schläuche von hinten und vorne und was weiß ich, was alles. Und ab einem gewissen Alter ist das ja auch nicht falsch, mal irgendwo alle fünf bis zehn Jahre nachgucken zu lassen, ob da irgendein beginnender Krebs ist, wobei das umso seltener ist, je weniger tierische Produkte man zu sich nimmt. Aber statt andere einen Schlauch einführen zu lassen – oder zusätzlich dazu – macht man die anderen Sachen und dann wird man sehr viel weniger häufig krank. Und eine Sache, wenn irgendeine Krankheit da ist, kann man als erstes an die Kriyas denken.

Dies ist der 48. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

Möge ich Gutes bewirken

asana11Also, in diesem Sinne, wir müssen uns manchmal zur Wehr setzen und manchmal muss man strikt sein, manchmal muss man streng sein, aber Maha Vrata, dennoch mit Einfühlungsvermögen und letztlich auch im Bewusstsein: „Möge ich Gutes bewirken.“ Natürlich heißt das auch, dass wir versuchen, soweit es möglich ist, mit jedem Menschen, mit dem wir zu tun haben, wirklich einfühlsam umzugehen, mit Liebe umzugehen, auch wenn es mal strenge Liebe sein kann. Es kann auch hilfreich sein, dass wir uns bewusst machen, dass jeder, mit dem wir zu tun haben, schlicht und ergreifend ein Mensch ist. Selbst der Steuerprüfer ist ein Mensch. Selbst der Polizist, der einem gerade einen Knollen gibt, ist ein Mensch. Selbst der, der gerade die Schlange schneidet und sich vordrängt beim Buffet, ist ein Mensch. Der, der in der Mittagspause plötzlich anfängt, den Schlagbohrer zu nutzen – obgleich hier im Haus gilt, von 12:30 Uhr bis 14:30 Uhr Schlagbohrerverbot – der ist auch ein Mensch. Und ich glaube, ihr kennt andere Situationen, wo es schwieriger ist, wo der Chef einen entlässt, wo der Hauseigentümer wegen Eigenbedarf kündigt. Auch das sind Menschen und das können wir als Maha Vrata dort haben. Und natürlich können wir auch sagen: „Ich will auch, was auch immer ich mache…“ Und bei Entscheidungen auch überlegen: „Wie kann ich meine Talente zum Wohl anderer am besten einsetzen?“ Weniger im Sinne nur, „was brauche ich“, sondern mehr: „Wie kann ich meine Talente zum Wohl anderer einsetzen?“ Das kann manchmal heißen, dass man etwas macht, wo man weniger Geld bekommt. Das kann manchmal heißen, dass man etwas hat, wo man sich ein bisschen mehr aus einer Sicherheit heraus begibt usw. Es kann aber auch heißen, dass es halb manche gibt, die besonders von einem abhängen finanziell und dass man dann sagt: „Für die habe ich ein besonderes Karma und Dharma und Verantwortung und dann ist das eben das Wichtigste und dann muss ich halt dafür sorgen, dass genügend Geld nach Hause kommt.“ Wir können es eben machen für andere. Natürlich muss man es auch so machen, dass man das langfristig durchhält. Es nutzt auch nichts, wenn man jetzt sagt, das können jetzt viele gebrauchen, aber man hält es nicht mehr aus und dann ist man irgendwann im Burnout und dann kann man nicht mehr so vielen Leuten helfen. Aber dann ist vielleicht die Lektion, anzunehmen, irgendwo die Hilfe anderer mal anzunehmen. Insofern kann man auch sagen, man sorgt für sich selbst, um für andere sorgen zu können. Man kümmert sich um sich selbst, um langfristig Gutes bewirken zu können. All das gehört zum Maha Vrata dazu. Und zusätzlich zum Maha Vrata gibt es den so genannten Laghu Vrata, den kleinen Vorsatz, wo man sagt, man macht jeden Tag mindestens eine gute Handlung, die nicht selbstverständlich ist, wo man so eine kleine Anstrengung vielleicht machen muss, die nicht ganz so natürlich kommt. Natürlich, es sei denn, ihr sein ein Heiliger, da kommen sowieso immer nur natürliche, freundschaftliche Handlungen. Was auch immer es ist, es kann auch einfach nur ein Lächeln sein, es kann jemandem zuhören sein, es kann sein, dass man gerade in Eile ist und man sieht, wie irgendjemand was braucht. Aber so, Pfadfindermotiv ist eine gute Sache, jeden Tag eine gute Handlung.

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Disziplin in der Yogalehrer Ausbildung

sukadev7Ich kann mich mal an eine Yogalehrerausbildung erinnern, vier Wochen Intensivkurs, die ich geleitet hatte, das war im Westerwald. Das war so ein Sommer, wie wir die letzten Tage hier hatten, nur die ganzen vier Wochen. Und da gab es dann so eine Teilnehmerin und die hat gesagt – irgendwo, eines Morgens war sie nicht zur Morgenmeditation gekommen, und man hat sie irgendwo gesehen, wie sie dann draußen entlanggegangen ist. Da habe ich gesagt: „Du musst schon im Satsang sein.“ Und dann hat sie mir so gesagt: „Ja, es ist doch so schönes Wetter.“ Sie wäre Gott viel näher, wenn sie in der Natur wäre und spazieren gehen würde als dort jetzt um 06:00 Uhr morgens mit sechzig oder achtzig anderen Leuten dort zu sitzen. Das konnte ich voll nachvollziehen, das habe ich voll verstanden. Dennoch habe ich ihr gesagt: „Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Und wenn du willst, kannst du ja in die Yogaferienwoche wechseln, das geht ja. Dann kannst du morgens spazieren gehen und abends in den Satsang kommen und dann kannst du mitmachen so viel und wenig, wie du machen willst, nur eine Yogastunde und einen Satsang am Tag musst du mitmachen, ansonsten kannst du machen, wie du es für richtig hältst. Jetzt sind wir aber in einer Yogalehrerausbildung und wenn du am Ende ein Zertifikat haben willst, musst du dich daran halten.“ Zuerst war sie mir furchtbar sauer, denn die wollte unbedingt das Zertifikat haben. Aber sie wollte machen, was sie wollte. Ich musste strikt sein. Oder ein anderes Beispiel in der Art: Irgendwann mal bin ich mal am Dienstagabend, freier Abend, Pizzaessen gegangen. Und dann war in der Pizzeria ein anderer Teilnehmer von der Yogalehrerausbildung, rauchend. Mein wunderschöner freier Abend war vorbei. Es hat mir furchtbar um ihn leidgetan, aber ich musste ihm sagen: „Das geht nicht. Du musst die Woche wiederholen.“ Oder damals war es noch üblich, man musste die ganze Ausbildung wiederholen. Der war mir erst furchtbar böse, die ganze Zeit hätte er es geschafft, nur jetzt sei es nicht gegangen. Wobei ich da schon bemerkt hatte, dass dort die an der Bar, schon ein bisschen ihn schräg angeguckt hatte. Und dann habe ich gesagt: „Nein, das spielt keine Rolle.“ „Wenn du nicht vorbeigekommen wärst, dann wäre es niemandem aufgefallen.“ Da habe ich gesagt: „Stimmt, aber es tut mir schrecklich leid, aber ich bin vorbeigekommen. Jetzt muss ich meine Pflicht tun.“ Und dann haben wir noch darüber gesprochen, wie er das das nächste Mal machen kann. Und dann haben wir irgendwo ausgemacht, wenn er das nächste Mal kommt – wir haben auch gesagt, „du brauchst das nächste Mal nichts zu bezahlen, da wiederholst du einfach die ganze Geschichte“. Nachher hat er mir noch sein Leid geklagt, seit Jahren versucht er, von den Zigaretten loszukommen und es hat noch nicht funktioniert. Und eigentlich hätte er ja die vier Wochenausbildung am Stück deshalb gebucht, um davon endlich mal loszukommen und es täte ihm jetzt auch so schrecklich leid, dass es wieder nicht gegangen ist. Und so habe ich ihm dann noch zusätzlich dann gesagt: „Gut, beim nächsten Mal soll er mir versprechen, er verlässt den Ashram nicht alleine, nur mit jemand anderes, und nur mit jemand anderes, bei dem er vorher sich vergewissert hat, dass der schon mindestens ein paar Jahre weder raucht noch trinkt. Und der kam dann auch ein halbes Jahr später, hat das dann auch gemacht, hat mich gleich fröhlich begrüßt und hat mir gesagt: „Dieses Mal schaffe ich es.“ Und er hat es tatsächlich geschafft und er hat mir nachher noch gesagt, er wäre so dankbar, dass ich so strikt gewesen wäre bei der Yogalehrerausbildung, jetzt hätte er es geschafft. Und der wurde dann später auch ein Seminarleiter und ist bis heute als Seminarleiter hier bei Yoga Vidya tätig.

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