Gut, auf eine banalere Weise, Lampenfieber ist auch ein Problem, das manche Menschen haben, oder der innere Schweinehund ist auch ein Problem. Lampenfieber kann man auch dann anerkennen – das sind jetzt banalere Geschichten. Lampenfieber ist etwas Gutes, denn es hilft uns, sich besser vorzubereiten, Dinge erst zu nehmen, wach zu sein usw. Und so kann man sich bewusst machen, wenn man Lampenfieber hat, kann man sagen: „Ja, danke, liebes Unterbewusstsein, oder danke, liebes Lampenfieber, du willst, dass ich mich gut vorbereite, aber du weißt selbst, ich habe keine Zeit dafür.“ Dann sagt man: „Ein bisschen vorbereitet habe ich mich.“ Und dann sagt man: „Was kann ich noch machen?“ Dann sagt man: „Ja, Hingabe, du kannst jetzt kommen. Und Vertrauen, du kannst kommen.“ Und dann trifft man irgendwo so eine Entscheidung: „Soweit werde ich mich vorbereiten. Vom Lampenfieber her kriege ich ein bisschen Prana. Hingabe gibt mir ein bisschen Vertrauen. Segen wird da sein usw.“ In diesem Sinne, Ängste und Lampenfieber können auch was Gutes sein. Oder es gibt den inneren Schweinehund. Der innere Schweinehund ist eigentlich das Kapha in uns. Es will, dass wir uns nicht überfordern, will, dass wir freundlich und nett zu uns sind. Es ist nicht wirklich ein Boykottierer, sondern eigentlich, wenn man den nicht hätte, würde man sich vielleicht so sehr überfordern, dass man nachher in Probleme kommt. Menschen, die Burnout–Gefahr haben, denen fehlt dieser innere Schweinehund. Wo vielleicht irgendwo so ein innerer Antreiber so viel stärker ist, bis sie dann irgendwann ganz kollabieren. Also, wenn ihr einen starken inneren Schweinehund habt, freut euch, eines kriegt ihr sicherlich nicht, Burnout. Es sind gar nicht mal so viele Menschen Burnout gefährdet. Nur dann, wenn man keinen inneren Schweinehund hat plus einen starken inneren Antreiber, diese beiden Sachen zusammen, also ein großes Pitta-Element mit einem großen Überich, das darüber ist, und dann irgendwo ein verschüttetes Kapha-Element, dann wird man überfordert sein und dann wird man irgendwann so kollabieren. Also, wenn ihr irgendwo merkt, dass ihr irgendwo Schwierigkeiten habt mit dem, was ihr euch vornehmt, weil dort irgendjemand sagt, „mhh“, dann dankt dem erst mal und sagt – ihr könnt ihn entweder Schweinehund nennen oder besser: „Liebes Parlament, schön, dass du dich meldest, schön, dass du mich vor Überforderung schützen willst, aber objektiv gesehen überfordere ich mich jetzt nicht. Außerdem, das, was ich jetzt vorhabe, ist ja gut für mich und nicht überfordernd. Aber danke, dass du mich darauf aufmerksam machst, danke, dass du da bist. Und ich bin so froh, dass es dich gibt, denn ansonsten, mit meinen anderen höheren Ansprüchen, die ich an mich habe, würde ich vermutlich zu weit gehen.“ Also, Form von Svadhyaya. Also, diese Form von Svadhyaya heißt, ein Verstehen von all den inneren gut gemeinten Mitarbeitern, könnte man sagen, oder Anteilen oder Tendenzen usw., und davon ausgehen, alles meint es irgendwie gut. Es zu verstehen heißt nicht, dem hilflos ausgeliefert sein und alles dort machen. So ähnlich, ihr könnt gut verstehen, das, was eure Kinder alles wollen, wenn ihr Kinder habt, das heißt nicht, dass ihr denen alles erlaubt. Das ist auch eine Eigenschaft, wo man denkt, Kinder sind renitent und böse, oder man sagt: „Sie sind kreativ und sie sollen ja eigenverantwortlich werden und sie sollen eigene Ideen haben. Und ich als Elternteil habe die Aufgabe, einen Teil ihrer Kreativität etwas einzuschränken und einen Teil ihrer großen Experimentierfreude aus ihrem eigenen Interesse etwas einzudämmen. Aber es ist ja toll, dass Kinder kreativ und neugierig sind und dass sie auch nicht einfach alles machen, was man ihnen sagt.“ Das fände kein Elternteil hoffentlich heutzutage gut, wenn Kinder einfach nur alles machen, was man ihnen sagt. Trotzdem muss man ihnen manchmal sagen, was sie zu machen haben und sie müssen es auch machen. Aber Kinder soll man nicht erziehen wie einen Hund, der jedem Befehl gleich folgt, aber sie brauchen trotzdem Klarheit. Und zwischen diesen beiden Polen liegt die ganze Herausforderung der Erziehung. Gut, und so ähnlich eben auch mit unserem eigenen Geist. Gut, dann haben wir aber – jetzt habe ich für Svadhyaya viel Zeit dort verwendet – Sankalpa-Vikalpa im Sinne von Affirmation und Visualisierung, im Sinne von, z.B. wenn man morgens aufsteht, das ist eine schöne Affirmation, ich empfehle sie auch gerne am Ende der Tiefenentspannung: „Ich bin voller Kraft und Energie. Mir geht es gut. Ich freue mich auf den heutigen Tag.
Dies ist der 63. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen: