Praktische Raja Yoga Techniken im Alltag

a1Spirituelle Praxis, Teil 9: Praktische Raja Yoga Techniken im Alltag

Ich möchte ein paar Worte noch sagen zu ein paar Raja Yoga Techniken. Raja Yoga, der Yoga der Gedankensteuerung, um letztlich irgendwann zu lernen, die Gedanken zum Stillstand zu bringen und dann kommen wir zu Samadhi. Raja Yoga hat so viele Aspekte, einige haben wir ja heute auch in die Stunde mit aufgenommen und ich will noch auf ein paar Sachen hinweisen, was Svadhyaya betrifft und dann etwas, was als Sankalpa-Vikalpa bezeichnet werden kann, was insbesondere Affirmation und Visualisierung betrifft. Und dann schließlich Samyama. Svadhyaya, Selbststudium hat so viele verschiedene Aspekte. Ein Aspekt ist sicher, Schriften lesen und das ist dann wie Shravana im Bhakti Yoga oder letztlich auch wie Shravana im Jnana Yoga. Aber ein anderer Aspekt ist auch Selbstbeobachtung. Man kann zum einen sich Dinge bewusst werden. Svadhyaya kann aber auch so ein Aspekt sein, man beobachtet seine eigenen Handlungstendenzen, geht grundsätzlich davon aus, alles, was die eigenen Gedanken so erzählen, ist eigentlich wohlgemeint, und relativ häufig aber zwar gut gemeint, aber nicht gerade besonders hilfreich. Also z.B. man ärgert sich über jemand anderes. Man hat den tiefen Wunsch, mit Gegenständen zu werfen. Es gibt Menschen, die haben so etwas. Also, wer sich an so etwas nicht mehr erinnern kann, so etwas gibt es. Gut, jetzt kann man erst mal darüber schimpfen und sagen: „Was bin ich doch für ein schlechter Mensch. Ich bin doch eigentlich ein Yogi und ich darf das nicht usw.“ Das ist eine Möglichkeit. Und dann kann man eine Dualität haben, indem man sagt: „Es gibt Gutes und Schlechtes in mir und da sind jetzt gerade die Asuras in mir am Wirken, die muss ich bekämpfen.“ Die Erfahrung zeigt, ein Bekämpfen nutzt wenig. Meistens macht es sie nur stärker. Vielleicht die Sportlichen unter euch, die gerne immer etwas bekämpfen, haben dort etwas, was sie bekämpfen können und wo sie für den Rest ihres Lebens beschäftigt sein werden. Wir können aber ansonsten eben sagen: „Ja, da ist in mir jemand, der hat vielleicht sogar gute Gründe, sich dort zu ärgern. Irgendjemand anderes hat seine Grenzen überschritten und ist irgendwo ein bisschen ausfällig geworden.“ Oder man hat so viel Energie reingesteckt und irgendwas ist passiert und alles umsonst. Und irgendwo hat der Ärger ja seinen Sinn und es ist ja ganz angemessen, dass dann Ärger da ist. Dann kann man aber überlegen, es ist also gut verstehbar, Svadhyaya, und jetzt kann man überlegen: Wie geht man jetzt damit um? Wir können jetzt dann aber auch feststellen: „Ja, aber jetzt dem Ärger Ausdruck zu geben, ist jetzt auch nicht hilfreich.“ Und dann kann man als nächstes schauen… Man kann den Ärger also anerkennen und kann ihm sagen: „Du hast einen guten Grund und es ist irgendwo angemessen, aber wirklich in der Situation ist es jetzt nicht angemessen.“ Und dann haben wir ihn wertgeschätzt, wir haben dem Ärger gesagt, „danke“, und dann können wir sagen: „Aber ich reagiere jetzt anders als du es mir vorschlägst.“ Und im Zweifelsfall wird man dann überlegen, was kann man noch machen. Tief atmen, dann kann man noch fragen: „Wer ist sonst noch da, der mir Tipps geben will?“ Und dann ist die Klugheit dort und die Gelassenheit oder der, der versteht: „Ja, der andere meint es ja auch gut.“ Und dann ist der Lernbegierige da und sagt: „Hinter allem ist eine Lektion, jetzt habe ich wieder was Neues gelernt.“ Und dann gibt es den Geduldigen, der sagt: „Toll, ich habe jetzt eine Möglichkeit, Geduld zu lernen.“ Und dann gibt es noch den Sinnsucher, der sagt: „Ah, hinter allem ist ein Sinn, wirst schon sehen.“ Und dann gibt es noch den Zielgerichteten, der sagt: „Ja, mein Ziel ist jetzt, das und das zu machen. Und jetzt mit Gegenständen zu werfen, ist sicherlich nicht sinnvoll vor diesem Hintergrund.“ Und dann kann man sich entscheiden. Klingt einfach und ist es auch. Es ist viel einfacher, als gegen seinen Ärger anzukämpfen. Erst mal ihn wohlwollend anzunehmen und ihn anzunehmen als jemand, der es gut meint und seine guten Gründe hat, aber das auch nehmen als einen Vorschlag, wie man jetzt reagieren kann und vielleicht auch als eine Information, und dann anders reagieren. Das kann man auch auf weitere Dinge dort ausbauen.

Dies ist der 61. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert