Verehrung Gottes

swami s5Da gibt es irgend so eine Schrift, die das behauptet. Also, selbst der größte aller Adwaita Vedantins den es gab, konnte voller Ekstase Gott verehren in verschiedenen Formen. Dann kommt noch etwas dazu. Also, wir haben Bhakti und Jnana, und dann bleibt aber noch Raja Yoga. Raja Yoga, könnte man sagen, ist bewusste Bemühung. Raja heißt ja auch Herrschaft, Meisterschaft, Beherrschung. Raja heißt ja wörtlich König. Und so gilt es, wir müssen uns auch bemühen. Aber wir müssen uns bemühen und wir müssen auch loslassen. So wie es heißt, spirituelle Verwirklichung ist eigene Anstrengung und es ist Gnade. Und Paramahamsa Yogananda hat mal gesagt: „Spiritueller Fortschritt ist zu deinem Drittel eigene Bemühung, zu einem Drittel Gnade Gottes und zu einem Drittel Gnade des Gurus, des Meisters.“ In der Bhagavad Gita steht jetzt über die Gnade des Meisters wenig drin, muss man sagen. Im Yoga Sutra auch nicht. Diese große Betonung, die es in Indien gibt, über die Meister, ist erst in späterer Zeit gekommen und vermutlich über das Tantra, wo der Meister eine sehr große Rolle spielt, wo es auch in die Einweihung usw. geht. Aber wir finden auch natürlich in den Upanishaden die Schüler, die zum Meister gehen und der Meister lehrt sie. Wir finden die Rishis, die instruiert haben. Und wir finden die Geschichten, wie sogar der Indra, der König der Götter, zu Prajapati, eine Manifestation von Brahma, in die Lehre gegangen ist, um den Weg zum Glück zu erfahren und zur Selbsterkenntnis zu kommen. Es gilt also, uns zu bemühen. Es gilt, uns zu öffnen zu göttlicher Gnade. Es gilt, uns zu öffnen zur Gnade des Meisters. Swami Vishnu wurde mal gefragt, Paramahamsa Yogananda hätte gesagt, es sei ein Drittel eigene Anstrengung, ein Drittel göttliche Gnade, ein Drittel Gnade des Meisters, ob das stimmen würde. Und der Swami Vishnu hat gesagt: „Nein. Es ist Hundertprozent eigene Anstrengung, es ist Hundertprozent Gnade Gottes und Hundertprozent Gnade des Meisters.“ Das ist natürlich jetzt eine mathematische Unmöglichkeit, was es aber heißen soll, ist volle eigene Anstrengung und volles Öffnen für Hingabe, sowohl des Lehrers, wie auch volle Hingabe zu Gott. Nicht, dass wir im Vertrauen darauf, dass es nur ein Drittel eigene Anstrengung ist, nicht nur halbherzig, sondern drittelherzig uns bemühen. Und im Vertrauen, dass es ja zum Drittel Gnade Gottes ist, also nur zu einem Drittel Hingabe üben, sondern wir bemühen uns. Zum einen können wir uns bemühen, um diese Jnana Yoga Viveka Vicharya, wir können uns zum anderen bemühen um die Hingabe und natürlich, wir können uns bemühen, all das, was mit Raja Yoga zusammenhängt, ein sattviges Leben führen, Asanas, Pranayama zu üben, zu meditieren usw., mit unserem Geist besser zurechtzukommen, unser Unterbewusstsein zu reinigen und so an diesem Körper-Geist-Kontinuum zu arbeiten. All das ist eine gewisse Bemühung.

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Fühle dich als das unendliche Göttliche

bhagavad gita1Gut, und der Bhakti Yogaweg ist dann Hingabe und vor Gott sich verneigen und in Demut sagen: „Oh Gott, ich verstehe nicht alles.“ Und Krishna empfiehlt Arjuna welchen von beiden Wegen? Letztlich beide. Was auch wiederum heißen kann, wir können zwischen den beiden auch wieder oszillieren. Mal können wir sagen: „Oh Gott, Dein Wille geschehe.“ Und mal können wir sagen: „Aham Brahmasmi. Satchidananda Swarupoham. Ich bin das Unendliche und das Ewige.“ Und Krishna hat eigentlich eine kleine Präferenz, die er so sagt: „Wenn möglich, dann fühle dich als das Unendliche, das Absolute und das Ewige. Aber wenn es dir nicht möglich ist, dann verehre das Unendliche und das Ewige. Und noch besser, verehre es in einer konkreten Gestalt.“ Das sagt er so im zwölften Kapitel, es ist leichter, wenn man irgendwie sich was Konkretes darunter vorstellen kann. Und konkret kann auch die Vorstellung von Licht sein, konkret könnte sogar sein, es kommt eine Segenskraft von oben, konkret könnte auch die Natur sein oder wie auch immer man das sehen will. Abstrakt wäre einfach unendlich, ewig, nicht fassbar. Also, verehre das Göttliche. Und in allen möglichen Kapiteln, gerade in den letzten sechs Kapiteln, kommt er immer wieder zum Jnana Yoga. Und nachdem er das dem Arjuna erzählt hat, sagt er: „Und wenn dir das zu schwer ist und wenn du das nicht ganz verstehst, dann verehre einfach das Göttliche.“ Zum Teil sagt er: „Dann verehre Mich, verneige dich vor Mir und Ich werde dich befreien.“ Krishna als Manifestation Gottes. So sagt es auch Shankaracharya in seinem Kommentar zur Bhagavad Gita, wo er dort eben sagt: „Es gibt das Eine, das Unendliche und das Ewige. Und das Eine, Unendliche und Ewige manifestiert sich eben auch als Krishna. Und indem man Krishna verehrt, verehrt man das Unendliche, das Ewige.“ Weil es dem Geist schwerfällt, das Unendliche und das Ewige zu verehren, verehrt man Gott in Krishna oder Sivananda oder in der Urmutter oder in der Natur oder wie auch immer. Und dann verneigt man sich davor und behält im Hinterkopf: „Das, was ich verehre, ist letztlich das Unendliche und das Ewige.“ Und können wir mal das eine machen, mal das andere. Es gibt wenige, die nur eines machen. Selbst der ganz große Adwaitin Shankaracharya, der hat auch die göttliche Mutter verehrt. Er hat das Lahiri Mahasaya geschrieben zur Verehrung der göttlichen Mutter. Er hat das Lalita Sahasranama – ich wurde gerade vor kurzem korrigiert vom Swami Govindananda – er hat das nicht komponiert, sondern er hat es in hohem Maße geschätzt und einen Kommentar dazu geschrieben. Shankaracharya hat Krishna verehrt und das Achyutastakam geschrieben. Er hat Shiva verehrt. Und er soll sogar ein Bhakta gewesen sein, der in Ekstase geraten konnte. Also nicht nur einfach irgendwie was komponieren und dann abstrakt jnanayogamäßig so Mitgefühl zu seinen Schülern, sondern der konnte auch plötzlich in Ekstase tanzen.

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Bewusstsein und Gottesliebe

sukadevGut, Bhagavad Gita spricht noch sehr viel darüber, was man dort alles machen kann. Vielleicht sprechen wir da morgen und übermorgen nochmal darüber. Aber als dann Alltagsverständnis, gibt es dann zwei Yogawege, mit denen man das Karma Yoga verbindet. Das ist typischerweise Bhakti Yoga oder Jnana Yoga. Bhakti Yoga heißt Hingabe, Liebe: „Oh Gott, ich bin klein, Du bist groß. Nicht mein Wille, Dein Wille geschehe. Sende mir Dein Licht und Deine Wahrheit, dass sie mich leiten. Alles, was ich tue, tue ich für Dich.“ Ob wir das jetzt Gott nennen oder Göttin oder kosmische Energie oder kosmisches Bewusstsein oder unendliche Kraft, das ist zweitrangig. Eigentlich nicht nur zweitrangig, sondern es spielt keine Rolle. Aber wir fühlen uns als kleines Individuum und sagen: „Oh Gott, bitte hilf mir!“ Zweite Möglichkeit ist? Worüber habe ich die letzten zwei Tage mehr gesprochen? Jnana Yoga. „Aham Brahmasmi. Ich bin das Unendliche. Ich bin das Bewusstsein hinter diesem Körper. Ich bin das Bewusstsein hinter den anderen Körpern, mit denen ich zu tun habe. Ich bin das Bewusstsein hinter der Erde und hinter dem Himmel. Und eigentlich ist die ganze Geschichte recht lustig.“ Und dann kann man das entweder etwas entsagter machen, im Sinne von: „Die Gunas wirken unter den Gunas nur“ – wie Krishna im vierten Kapitel so vorschlägt – „und letztlich ich selbst tue nichts.“ Oder wie er im dreizehnten Kapitel eben so sagt: „Das Ganze ist wie der Ashwathama Baum. Das ganze Universum ist wie ein Baum und dort alles miteinander verbunden.“ Wir machen uns bewusst: „Alles ist miteinander verbunden und ich bin das Bewusstsein hinter diesem gesamten Universum.“ Und dann, komischerweise, am Ende des dreizehnten Kapitels, nachdem Krishna dieses wunderschöne Bild des Baumes aufgezählt hatte und das, was sind die Wurzeln, was ist der Stamm, was sind die Blätter und die Zweige und die Äste und die Früchte und irgendwie toll, und dann sagt: „Ja, und dann fälle diesen Baum mit der Axt der Unterscheidung.“ Äußerst unromantisch. Also, erst stellen wir fest, wir sind alle miteinander verbunden, alles in diesem wunderschönen Universum ist wie ein wunderschöner Organismus, aber letztlich, der gesamte Organismus, so wunderschön er ist, ist Illusion. Und daher, im Alltag sind wir in diesem wunderschönen Baum und fühlen uns wie ein Blatt, aber letztlich ein Blatt des ganzen Baumes, Teil des Ganzen, auch das Bewusstsein des Ganzen und können so ein bisschen vom Bewusstsein her oszillieren. Mal haben wir diesen Körper, mit dem wir etwas tun, im Bewusstsein, wir sind alle miteinander verbunden, wir sind wie eine Zelle, wir sind wie ein Blatt oder wir sind wie ein Organ in diesem kosmischen Organismus. „Und da tue ich jetzt das, was zu tun ist. Mal spüre ich mich als der gesamte Organismus, der überall und alles ist. Und so können wir oszillieren, so sind wir fähig, etwas zu tun, wenn wir uns als Teil des Ganzen fühlen. Und dann fühlen wir uns als das Ganze, was halt auch irgendwo mit diesem einen Teil zusammenhängt. Das ist der Jnana Yogaweg in Verbindung mit Karma Yoga.

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Krishna sagt zu den Menschen…

krishna9Deshalb, Krishna sagt eigentlich, für die Mehrheit der Menschen, Karma Yoga. Und die Mehrheit ist nicht sechzig Prozent, sondern 99,99 Prozent. Wir haben manchmal Menschen, die in den Ashram hier herkommen und sie denken, wenn man in den Ashram geht und dauerhaft dort Mitarbeiter wird, dann wird man dauerhaft nur meditieren. Dann stellen sie fest, hier gibt es auch Karma Yoga. Dann gibt es manche Menschen, die sagen: „Zu wenig Zeit für Sadhana.“ Manche gehen dann und sagen, sie wollen mehr Sadhana machen. Und tatsächlich, ein paar Monate machen sie dann mehr Sadhana. Oft fahren sie dann nach Indien und dann, nach ein paar Wochen in Indien, sinkt ihr Level der Praxis, und irgendwann reist man nur noch durch die Gegend und die Menge an Sadhana wird weniger. Und dann kommt man zurück und nimmt dann einen normalen Job an und kümmert sich darum, ein Haus zu bauen oder eine Wohnung einzurichten, ein Auto zu haben usw. Und dann ist mit dem vielen Sadhana nichts. Warum nicht? Es ist nicht wirklich menschgemäß. Gegen Ende des Lebens ginge es vielleicht, aber wir haben hier auch im Haus so ein paar Shanti Vasis, die haben eigentlich alle Zeit der Welt. Die könnten jeden Morgen vier Stunden meditieren, mittags vier Stunden und abends vier Stunden. Manche kommen auch hierher unter der Vorstellung, das zu machen. Nach einer Weile stellen sie fest, es ist doch besser, ein bisschen mitzuhelfen, und manchmal reisen sie dann monatelang durch die Gegend. Das kann auch ganz schön sein. Jedenfalls zeigt es, reines in die Stille gehen ist für die Mehrheit nichts Gutes, aber eine Weile in die Stille gehen, ist etwas Gutes. So wie ihr hoffentlich merkt, die fünf Tage, diejenigen, die jetzt fünf Tage hier im Retreat sind, tut gut, eine Woche tut gut, zwei Wochen tut gut, manchmal tut vier Wochen gut. Für die wenigsten Menschen sind Perioden länger als vier Wochen gut. Ich kenne eigentlich nur eine Person, der ein längeres Retreat tatsächlich gut tut – also, eine kenne ich, der es besonders gut tut – das ist die Swami Nirgunananda, die kann drei Monate… Allerdings, trotzdem schreibt sie dann noch etwas und manchmal übersetzt sie dann ein Buch oder schließt ein Buch von mir ab, das dann anschließend veröffentlicht werden kann, aber das ein, zwei Stunden am Tag, bleiben immer noch zehn Stunden für die Meditation. Für die Mehrheit ist so eine Periode von fünf Tagen bis vier Wochen gut für intensivere Praxis und ansonsten Karma Yoga. Und wer sowieso gedacht hat oder wer denkt, „eigentlich würde ich länger, aber bei mir geht es nicht, ich habe nicht mehr Urlaub und meine Kinder usw.“, könnt ihr euch beruhigt sagt, mehr ist für die Mehrheit sowieso nicht gut. Und ich habe es schon öfters erlebt, dass Menschen länger machen wollten und dann meistens abgebrochen haben. Sogar schon länger als zwei Wochen hält kaum jemand durch in der Intensität, die sie sich am Anfang vorgenommen haben. Meistens haben sie dann klügere andere Ideen, was dann ja auch angemessen ist, dem zu folgen. Also gehen wir davon aus, die Mehrheit des Tages ist man irgendwo aktiv, bewirkt etwas in Beruf, Familie, Partnerschaft, gemeinnütziges Engagement, Yogazentrum, das man aufbaut, und für den Frieden der Welt sorgt oder einfach dafür sorgt, dass diejenigen, die von einem finanziell abhängig sind, das haben, was sie brauchen. Karma Yoga.

Dies ist der 34. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

Bhakti, Jnana, Karma und Raja Yoga als Wege zur Vollendung

foto9Spirituelle Praxis, Teil 5: Bhakti, Jnana, Karma und Raja Yoga als Wege zur Vollendung

Ich möchte ein paar Worte sagen über Bhakti und Jnana, so wie auch in dieser Yogastunde Bhakti und Jnana verbunden war und teilweise kann man auch sagen Raja Yoga, wo man sich selbst bemüht und in der schiefen Ebene bleibt, selbst wenn es schwerfällt, ist Tapas, im Sinne von Raja Yoga. Wenn wir uns ausdehnen auf das Unendliche, dann ist es Jnana Yoga. Wenn wir uns verneigen, dann ist es Bhakti Yoga. In der Bhagavad Gita unterscheidet Krishna eigentlich zwei Hauptyogawege, nämlich – eigentlich drei – Karma Yoga, Bhakti Yoga und Jnana Yoga. Das sind so die drei Yogawege. Insgesamt, die Bhagavad Gita hat achtzehn Kapitel und jedes Kapitel gilt auch als ein Yoga, deshalb achtzehn Yoga. Das zweite Kapitel nennt sich „Sankhya Yoga“, das erste Kapitel nennt sich „Der Yoga der Verzweiflung von Arjuna“. Das gilt auch als ein Yoga, verzweifelt zu sein, denn wir brauchen ab und zu mal eine Verzweiflung, um uns zu öffnen für etwas Spirituelles. Also, wenn ihr jemals in eurem Leben verzweifelt seid, dann könnt ihr sagen: „Ich praktiziere den Yoga der Verzweiflung der Bhagavad Gita, einer der achtzehn Hauptyogawege.“ Wenn man die alle so durchliest, dann habt ihr eigentlich sehr viele Yogawege dort. Dennoch, man kann sagen, drei Hauptyogawege, wobei wir sie fast auf zwei dann nochmal reduzieren können, denn Karma Yoga an sich ist zwar ein Weg auf eine gewisse Weise, aber Krishna sagt letztlich, für die Mehrheit der Menschen ist sowieso Karma Yoga der Hauptweg und spricht dann auch davon, es gibt auch den Yoga der Entsagung, wo man sich zurückzieht von allem und nur noch meditiert. Dann sagt er aber, das ist nur für eine kleine Anzahl der Menschen überhaupt geeignet. Für die Mehrheit ist der vollständige Rückzug nur Scheinheiligkeit, man sitzt dort und denkt doch an irgendwas anderes. Und außerdem, vollkommen nichts tun geht sowieso nicht, weil man muss ja atmen, man muss essen, man muss sich entleeren usw. Also die Vorstellungen, nicht Karma zu machen, ist in diesem Körper sowieso illusorisch. Und dann sagt er, besser man tut etwas, als man hängt nur rum. Er sagt dann zwar im sechsten Kapitel: „Für denjenigen, der in der Lage ist, seinen Geist stets in der Ruhe zu halten, und in Vergnügen und Schmerz, in Hitze und Kälte, in Lob und Tadel der Gleiche bleibt, für den könnte auch Ruhe das Mittel sein, eben nur zu meditieren.“ Also, wenn es euch stört, wenn es zu kalt ist oder wenn es euch stört, wenn es zu warm ist, wenn es euch stört, wenn es zieht oder nicht zieht, dann habt ihr den Grad noch nicht erreicht. Wenn ihr euch darüber ärgert, wenn euch jemand ein unfreundliches Wort sagt oder wenn ihr gen Himmel schwebt, wenn ihr gelobt werdet, wenn euch Geld viel bedeutet, dann seid ihr noch nicht so weit. Mit anderen Worten, die Mehrheit ist noch nicht so weit. Oder wenn ihr nicht so ruhig bleiben könnt. Und manchmal können wir deshalb nicht ruhig bleiben, weil das Karma noch da ist. Man könnte sogar ansonsten ruhig bleiben in allem anderen, aber tief im Inneren merkt man, man muss etwas tun.

Dies ist der 33. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

Die Welt mit den Augen eines anderen zu sehen

swami sivananda38Die Welt mit den Augen eines anderen zu sehen

Seid euch bewusst, manches könnte ähnlich sein, wie es andere auch sehen, und manches ist anders. Und dann kann man mit all dem gelassener und heiterer umgehen. Und manchmal kann man über sich selbst lachen und manchmal kann man mitfühlend anderen zulächeln, die in ihrer eigenen Konstruktion drin sind. Aber man sollte vorsichtig sein, zu viel über die Konstruktion von anderen zu lächeln, denn man steckt in seiner eigenen Konstruktion. Aber je mehr man mitfühlend lächelnd zu seinen eigenen Konstruktionen sein kann, umso leichter fällt es zu anderen Konstruktionen. Und dann fällt es auch leichter, mit anderen Menschen umzugehen. Man lernt, sich in die Welten anderer hineinzuversetzen und das ist auch ein schönes Jnana Yoga Sadhana. Die Welt mit den Augen eines anderen zu sehen, das empfiehlt ja Patanjali im 3. Kapitel des Yoga Sutra. Und je mehr wir lernen, wie andere die Welt sehen, umso mehr können wir lernen, unsere eigene Weltsichtweise ist nicht so ganz korrekt. Und als zusätzliche Übung, Brahma satyam, hinter allem ist Brahman. Zwischendurch versucht, das Göttliche in allem zu sehen. Spürt, dass tief im Inneren von jedem Menschen das Göttliche ist. Wenn ihr eine Herz-zu-Herz-Verbindung aufnehmt, selbst wenn der andere gerade mit was ganz anderem beschäftigt ist, könnt ihr Brahman dort spüren. Wenn ihr spazieren geht, könnt ihr Gott durch den Baum spüren, ihr könnt Gott durch den Himmel spüren, ihr könnt Gott durch die Erde spüren, ihr könnt Gott, Göttin oder wie auch immer ihr es nennen wollt, die Natur – ist ja auch ein Name für Gott – könnt ihr spüren. Und letztlich spüren: „Ich als Manifestation des Göttlichen bewege mich innerhalb des Göttlichen.“

Hari Om Tat Sat

Dies ist der 32. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

Projektionen des Unterbewusstseins

ab13Ich werde öfters gefragt: „Ich habe irgendwelche Astralwesen gesehen. Sind die wirklich oder habe ich die mir nur eingebildet?“ Von einer höheren Warte, alles eingebildet, denn ob jetzt physische Welt oder Astralwelt, es ist alles eingebildet. Es gibt nur eingebildete Sachen. Dann von einer anderen Warte spielt es nicht die ganz große Rolle, ob das, was man gesehen hat, jetzt tatsächliche erdgebundene Geister waren oder nur Projektionen des Unterbewusstseins, man sollte ja beide nicht beachten. Und umgekehrt, wenn es jetzt mit Lichterfahrung war, man hat leuchtende Lichtwesen gesehen, die noch dazu einem Inspiration gegeben haben. Da ist auch die Frage, waren das jetzt Engel oder war es das Überbewusstsein, das sich manifestiert hat? Das spielt auch keine allzu große Rolle, denn letztlich: „Jivo brahmaiva na’parah. Ich bin nichts anderes als Brahman. Damit bin ich Brahman, sowohl das Bewusstsein hinter diesem Körper, wie auch das Bewusstsein hinter den Engeln.“ Und ob das jetzt tatsächlich Engel waren, die natürlich Manifestationen von Brahman sind auf einer sehr hohen Ebene und zu einem sprechen können oder ob Brahman zu einem gesprochen hat über die Wahrnehmung eines Lichtwesens und damit das Überbewusstsein war, spielt auch keine allzu große Rolle. So könnt ihr als kleine Aufgabe für heute öfters mal schauen, was euer Geist an inneren Konstrukten euch dort schafft, was ihr über euch selbst, vielleicht über euren Partner, über den Ashram, über die Menschen, die ihr seht, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, was dort alles euer Geist denkt. Seid euch bewusst, das sind Konstrukte, lächelt darüber.

Dies ist der 31. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

Die ganze Welt ist eine Illusion

DaisyAngenommen, es geht einem schlecht und jemand lächelt einem zu? „Der hat überhaupt kein Einfühlungsvermögen.“ Angenommen, es geht einem schlecht und jemand macht eine grimmige Miene? „Der mag mich nicht.“ Und die meisten Menschen machen sowieso einen Fehler, dass sie alles auf sich beziehen. In Wahrheit reflektiert gerade jemand über Brahman, das kann im Ashram durchaus passieren, und man denkt: „Der ignoriert mich. Der mag mich nicht. Hat das, was ich vor drei Tagen ihm gesagt habe, krumm genommen.“ Aber in Wahrheit übersieht der einen gerade, so viele Menschen im Ashram. Oder angenommen, jemand kratzt sich hinterm Ohr. Vielleicht juckt es ihn einfach nur. Man denkt: „Was will mir der damit sagen, dass während er an mir vorbeigeht, sich hinter dem Ohr kratzt?“ Das kann richtig krankhaft werden, das ist der Solipsismus, das ist eine psychische Erkrankung, wo man alles, was ein anderer Mensch macht, auf sich selbst bezieht, vom Husten bis Kratzen usw. Und so gilt, als Jnana Yoga kann man sich bewusstmachen: „Die ganze Welt ist eine Illusion und ich konstruiere mir so noch eine zusätzlich Illusion.“ Es gibt das so genannte Atyaropa. Atyaropa heißt, das Konzept der Darüberstülpung. Ihr kennt dieses Beispiel von Schlange und Seil. Jemand geht nach Hause und sieht eine Schlange und kriegt es mit der Angst zu tun. Und in Wahrheit ist dort keine Schlange, sondern ein Seil. Man hat das Konzept der Schlange über das Seil drüber gestülpt, überlagert kann man auch sagen. Und so ähnlich, zuerst mal stülpen wir überhaupt das Konzept oder projizieren – Projektion ist vielleicht noch eine bessere Aussage für Atyaropa. Wir projizieren das Bild der Welt über Brahman und dann projizieren wir noch dazu unsere individuelle Welt über die allgemeine Welt und darin leben wir dann. Und so leben wir in unterschiedlichen Welten. Wenn wir Schnittmengen haben mit der Welt von anderen, dann können wir miteinander kommunizieren und dann ist menschliche Kommunikation einfach. Wenn die Schnittmengen geringer sind, dann nennt sich das Ganze schizophren und dann wird man in die Psychiatrie hineingesteckt. Aber derjenige, der schizophren ist, ist eigentlich nicht verrückter als wir, nur, er hat weniger Schnittmengen mit unserer Welt und damit weniger Menschen, mit denen er kommunizieren kann. Übrigens, eine moderne Behandlung der Schizophrenie versucht nicht mehr, den Schizophrenen davon abzuhalten, eine eigene Welt zu sehen, sondern man versucht, ihm beizubringen, mit anderen Menschen zu kommunizieren, und ihm beizubringen, was er anderen Menschen erzählen darf und was nicht, und sich auch bewusstmachen: „Die Welt, in der ich lebe, ist meine eigene Welt, andere haben eine andere Welt.“ Und vielleicht auch, sie als weniger bedrohlich zu erleben. Und dann darf man ruhig andere Sachen sehen und hören, das spielt keine Rolle.

Dies ist der 30. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

Im Wachbewusstsein sind wir alle Traumgestalten

radha1Was passiert mit uns allen, wenn Kamalakshi aufwacht? Das ist eine gute Frage. Machen wir einfach im Traum weiter oder sind wir alle mit aufgelöst? Vielleicht suchen wir uns einen anderen Träumer. Das wäre auch noch eine interessante Sache. Wir sind alles Traumgestalten und wir wetzen dann von Traum zu Traum, um unsere Individualität beizubehalten. Das wäre auch nochmal was, wir können uns die Träumer aussuchen, in deren Traum wir erscheinen. Gut, auf eine ähnliche Weise sind wir im Wachbewusstsein alle Traumgestalten im Traum von Brahman. In der indischen Mythologie gibt es da auch verschiedene, z.B. Vishnu liegt und schläft. Aus dem Bauch von Vishnu kommt dabei der eine Lotus. Dieser Lotus ist Lakshmi. Und aus diesem Lotus namens Lakshmi, dort entsteht dann Brahma. Brahma macht als erstes Pranayama – interessantes Konzept, um Prana zu schaffen – und dann träumt Brahma die Welt. Und wir sind alle Traumgestalten im Traum von Brahma. Und wenn Brahma träumt, dann dauert der Traum dreihundertelf Trillionen Jahre. Und dann irgendwann hört Brahma auf zu träumen und dann ist die Welt zu Ende. Und wir sind Traumgestalten Brahmas. Wir müssen aber jetzt nicht warten, bis Brahma aufgehört hat zu träumen, sondern das ist nochmal das Interessante, wir können innerhalb des Traums von Brahma die Selbstverwirklichung erreichen. Wir können also als Individuen auch aufwachen aus dem Traum von Brahma. Und wir werden alle aufwachen aus dem Traum von Brahma, wenn Brahma aufhört zu träumen. Und wenn wir aufgewacht sind, dann erkennen wir, wir waren Teil des Traumes. Und dann gibt es noch das Konzept des Jivanmukta, das ist so wie der luzide Träumende, der weiß, dass diese Welt ein Traum ist, aber ist weiter im Traum drin. Er träumt, weiß aber: „Ich bin nicht der Traum und ich bin nicht diese Traumgestalt.“ Gut, das ist jetzt die Illusion ersten Grades, dass wir uns vorstellen, es gibt überhaupt eine Welt und dass wir Individuen sind und dass die Welt etwas Losgelöstes ist von Brahman. Diese Illusion könnte man entweder mit „Neti, Neti“ oder „Iti, Iti“ überwinden. Neti, Neti heißt, nicht dies, nicht dies. Und Iti, Iti heißt, alles ist Manifestation Brahmans. Wenn ich mich auf irgendetwas konzentriere, kann Brahman dort zu mir sprechen. Ich kann also einen Baum anschauen und Brahman spricht zu mir über den Baum. Ich kann den Himmel anschauen und Brahman spricht über den Himmel. Ich kann auch einen Computer anschauen und Brahman spricht zu mir über den Computer. Es geht aber leichter über Baum und Himmel, nichtsdestotrotz auch Computer sind Brahman. Und dann gibt es die Illusion zweiten Grades und die Illusion zweiten Grades heißt, innerhalb von dieser Traumwelt konstruieren wir unsere eigene Welt. Und jeder weiß, angenommen, es geht einem gut und es regnet, wie interpretiert man das dann? „Ach toll, Regen“ und vielleicht geht man rein und tanzt im Regen. Und angenommen, es geht einem schlecht und es regnet? „Das jetzt auch noch.“ Angenommen, es geht einem gut und es ist schönes Wetter? „Ah, so toll. Das Schicksal meint es nur gut mit mir.“ Angenommen, es geht einem schlecht und es ist gutes Wetter? „Ironie des Schicksals. Das Schicksal verhöhnt mich jetzt auch noch, macht sich noch lustig über mich.“

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Die Welt wie wir sie wahrnehmen ist ein Traum

1bcWer hier mal eine neuntägige Weiterbildung teilnimmt bezüglich Vedanta – wir haben ja Upanishaden und wir haben Atma Bodha und wir haben Aparoksha, Anubudhi und die Weiterbildung Jnana Yoga und Vedanta – da gehen wir das nochmal genauer durch. Aber wir können erst mal sagen, die Welt, wie wir sie wahrnehmen, ist wie ein Traum. Und ihr kennt diese Analogie: Angenommen, wir würden jetzt träumen, woher wüssten wir, dass wir träumen und nicht wach sind? Und die Antwort ist? Innerhalb des Traumes? Das wissen wir nicht. Es gibt zwar auch Träume, da weiß man, dass man träumt. Das sind ganz lustige Träume und dann kann man die auch beeinflussen, aber die Mehrheit der Träume oder es gibt auch den so genannten echten Traum. Das ist eine interessante Konzeption, es gibt den echten Traum. Im echten Traum sind wir fest davon überzeugt, dass während wir träumen, dass wir die richtige Welt wahrnehmen. Und ich weiß es von meiner eigenen Erfahrung, ich überlege mir auch öfters in dieser Welt: „Ist die Welt wirklich, unwirklich usw.“ Diese Vedanta-Analyse ist mir geläufig und manchmal im Traum frage ich mich tatsächlich: „Träume ich jetzt oder ist es wirklich?“ Und relativ häufig komme ich zum Schluss, nachdem ich alles Mögliche überlegt habe, dass die Traumwelt wirklich ist. Und wie aus Ironie des Schicksals, kurz nachdem ich zum Schluss gekommen bin, es ist zwar irgendwie komisch die Welt, aber ist doch wirklich, dann wache ich auf. Wie als ob mir einen höhere Intelligenz sagen würde: „Siehe, wie irrtumsbehaftet deine Analyse ist.“ So ähnlich, angenommen, wir würden jetzt träumen, wir haben jetzt ein spirituelles Retreat bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Und jetzt könnt ihr überlegen, ihr seid Traumgestalten von jemand anderes, aber natürlich, jeder denkt subjektiv: „Ich bin der Träumende.“ Also nehmen wir an, wir sind alle Traumgestalten im Traum von Kamalakshi, sie träumt das. Kamalakshi, zum einen wäre sie das Bewusstsein des gesamten Traumes, zum zweiten ist aber der ganze Traum das Bewusstsein dahinter. Zusätzlich würde sie sich dann identifizieren mit einem konkreten Körper, den sie nennt „ich“, und dabei eine Persönlichkeit, die könnte ähnlich sein wie ihre Wachpersönlichkeit, muss es aber noch nicht mal. Manchmal lebt man im Traum etwas ganz anderes aus, als man im Wachbewusstsein ist. Wir alle wären Traumgestalten im Traum von Kamalakshi. Kamalakshi würde mit uns sprechen und wir würden mit ihr sprechen und wir würden uns so verhalten, als ob wir Individuen wären mit einem eigenen Bewusstsein. Aber in Wahrheit sind wir alle Traumgestalten von Kamalakshi. Woher könnte Kamalakshi wissen, dass sie träumt? Innerhalb des Traumes? Gar nicht. Woher wüssten wir, dass wir nur Traumgestalten im Traum von Kamalakshi sind? Wir wissen es auch nicht. Wann hören die Unterschiede auf zwischen den einzelnen Individuen in Kamalakshis Traum? Im Moment wo Kamalakshi aufwacht.

Dies ist der 28. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen: