Identifikation und Selbstbild

z32Viele identifizieren sich dann mit ihrem Selbstbild und sagen z.B., „das ist nicht mein Ding“ oder „das mache ich nicht, das kann ich nicht“. Und ob das jetzt heißt, „ich kann nicht singen“, „ich kann nicht Vorträge halten vor Menschen“, „ich brauche so viel Ruhezeit“, „ich muss das und das haben“, „das und das brauche ich“, „das und das geht“, „das und das geht nicht“, viele Menschen beschränken das und manchmal rüttelt das Karma sie wach. Karma ist manchmal brutal und manchmal nachsichtig. Es bringt einen alle paar Jahre wieder in eine Situation, wo  man über seine Grenzen hinauswachsen sollte und wenn es diesmal nicht geht, dann halt später mal. Wir können eine spielerischere Identifikation haben im Sinne von: „Ich habe diesen Charakter, ich habe diesen Körper-Geist-Komplex, da ist diese Persönlichkeit, da sind diese Fähigkeiten usw. Ich bin sie nicht wirklich, aber eine gewisse Identifikation ist da. Ich habe diesen Körper-Geist-Komplex einschließlich dieser Persönlichkeit, um mit dieser Persönlichkeit Erfahrungen zu machen, um mit dieser Persönlichkeit etwas in dieser relativen Welt zu bewirken, und bin mal gespannt, für welche Überraschungen ich sonst noch für mich selbst gut bin.“ Ihr werdet immer wieder feststellen, dass ihr plötzlich Sachen könnt, von denen ihr nicht gedacht hättet, dass ihr sie könnt. Ihr werdet immer wieder feststellen, dass ihr auf eine Weise reagiert, die ihr nie gedacht hättet, dass ihr reagiert. Ihr werdet immer wieder feststellen, dass ihr eure Reaktion nicht unter Kontrolle habt, wie ihr es gerne unter Kontrolle hättet. Und so könnt ihr feststellen: „Das bin nicht wirklich ich.“ So ähnlich wie der Körper, der verdaut, er atmet, er hat Herzschlag usw. Euer Unterbewusstsein, eure Persönlichkeit denkt, fühlt usw. Bis zu einem gewissen Grad habt ihr Einfluss auf den Körper. Da können wir gerade ein Experiment machen. Schaut mal, ob ihr eure rechte Hand dazu bringen könnt, sich zu heben. Klappt. Jetzt könnt ihr mal schauen, ob ihr euren Herzschlag für fünf Sekunden anhalten könnt. Ihr könntet das jetzt messen, ihr werdet feststellen, geht nicht. Der Swami Vishnu konnte das. Der konnte seinen Herzschlag sogar relativ lange anhalten. Im Laboratorium, da konnte ich das sogar sehen. Er konnte sogar seine Hirnwellen relativ willkürlich steuern. Aber alle Funktionen konnte er nicht beeinflussen. Und später als er krank war, war es dann aus mit seiner Kontrolle über den physischen Körper. Genauso, wenn ich euch jetzt darum bitte, stellt euch eine Rose vor, das geht. Dann spürt in euer Herz und spürt Freude im Herzen. Geht auch irgendwie für die meisten. Wenn ihr jetzt Kopfweh habt, was manchmal beim ersten Tag eines Seminars für manche Menschen ist, und ihr versucht, euch Freude im Herzen vorzustellen, wird schwieriger. In diesem Sinne, gewisse Dinge mit dem Körper haben wir unter Kontrolle und manche haben wir nicht unter Kontrolle. Gewisse Dinge beim Prana haben wir unter Kontrolle und manche haben wir nicht unter Kontrolle. Manches bei den Emotionen haben wir unter Kontrolle und manches nicht. Manchen Ausdruck unserer Persönlichkeit haben wir unter Kontrolle und manches nicht. Manche Fähigkeiten können wir entwickeln und manche nicht. Und so können wir uns dessen bewusst sein, Körper, Prana, Emotionen, Psyche sind unvollkommene und begrenzte Instrumente der Wahrnehmung, der Erfahrung, dabei wertvolle Instrumente der Wahrnehmung und letztlich des Ausführens unseres Dharmas, unserer Aufgaben in dieser Welt. Und letztlich sind sie Fahrzeuge unserer Seele, Upadhis, und über diese drücken wir uns aus. So ähnlich wie man zusätzlich Kleidung hat und andere Instrumente hat, aber nicht die Kleidung ist, nicht Auto, nicht Fahrrad ist, nicht Smartphone und nicht Computer, nicht Handy, nicht Brille und auch nicht Linse, so ähnlich sind wir nicht Körper, nicht Psyche. Das gilt es, sich bewusst zu machen, und dann können wir uns zwischendurch lösen von allem und unsere wahre Natur erfahren, Brahma Satyam und Jivo brahmaiva na’parah, das Individuum ist letztlich eins mit Brahman.

Hari Om Tat Sat

 

Dies ist der 18. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

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