Spirituelle Praxis, Teil 3: Satchidananda – auch bei Alzheimer

K+U Anno 1977Ich habe hier eine längere Frage bekommen: „Ist ein gewisses Intelligenzniveau für die spirituelle Entwicklung, zumal im Sinne von systematischen Sadhana, nicht notwendig? Wenn dann die Intelligenz von einer Krankheit wie Alzheimer zerstört wird, heißt es dann nicht, aus mit der spirituellen Weiterentwicklung für diese Inkarnation? Hat die Krankheit von Swami Vishnudevananda seine intellektuellen Fähigkeiten beeinträchtigt am Ende seines Lebens? Ist ein gewisses Intelligenzniveau für die spirituelle Entwicklung notwendig?“

Jein. Also zunächst mal, die Höhe des IQ hat jetzt keinen Einfluss auf die spirituelle Entwicklung. Es wird einige Meister gegeben haben, die einen sehr hohen IQ hatten, Swami Sivananda hat sicher dazugehört, Swami Vishnudevananda auch. Bei Swami Vishnu weiß ich, er hat eine unglaublich schnelle Auffassungsgabe gehabt und ein nahezu fotographisches Gedächtnis, wie ich es ansonsten bei kaum jemanden erlebt hatte. Man brauchte ihm nur einmal etwas zu erklären, er hat sofort die Sache verstanden. Und es gibt andere Yogameister, die nicht diesen Intelligenzquotienten hatten. Und es gibt sogar viele Beispiele in der indischen Mythologie und in den Schriften, wo Menschen, die sehr einfach waren und auch nicht nur von ihren Tätigkeiten her und von ihrem Beruf, sondern durchaus von ihren intellektuellen Fähigkeiten her, die dort sehr weit fortgeschritten waren. Es gibt auch so ein Beispiel von einem Schüler von Shankaracharya, ich glaube, es war der Totakam, es könnte aber auch der Hastamalaka gewesen sein, aber ich glaube, es war der Totakam. Und der Shankara hatte vier Haupt-Schüler gehabt und der eine Schüler, der galt so ein bisschen als intellektuell minderbemittelt. Und eines Tages war der ein bisschen spät und die anderen Schüler sagten: „Fangen wir doch einfach an, denn es spielt ja jetzt keine Rolle, ob der da ist oder nicht, verstehen tut der sowieso nichts.“ Und dann, Shankara aber, er sagte nichts und sie warteten einfach weiter. Bis dann schließlich der Totakar kam, und als der Totakar dann kam, dann kam heraus, der hatte sich um die Kleider von Shankara gekümmert gehabt und er war nicht ganz zufrieden, wie sauber die Kleidung war, und hat nochmal zusätzlich was gemacht und deshalb war er ein bisschen spät. Also, aus der Hingabe an den Dienst an seinem Meister hatte er länger gebraucht und deshalb war er ein bisschen spät gewesen. Und der Shankara sah diese tiefe Liebe von diesem Totakar und dann schaute er ihn an und dann ging ein Teil der Intelligenz von Shankara in den Totakar über und plötzlich konnte der komponieren und Melodien entwickeln und Gedichte schreiben und singen und er konnte die kompliziertesten Kommentare zu den Kommentaren von Shankara machen. Was heißen soll, vielleicht ist der reine Jnana Yoga Weg so ganz alleine schwierig für jemanden, der nicht so einen hohen Intellekt hat, aber er kann über Bhakti Yoga hinkommen.

Dies ist der 19. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

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