Persönlichkeit – die Psychologen sprechen von Persönlichkeit, im Volksmund spricht man vielleicht von Charakter. Also, die Summe aller Eigenschaften, die eine gewisse Beständigkeit haben, wird als Persönlichkeit oder Charakter bezeichnet. Letztlich das, was man als Swabhava bezeichnet oder Krishna als die persönliche Prakriti bezeichnet. Seine persönliche Natur mit Grundstimmung und Temperament, mit seinen besonderen Fähigkeiten und Fertigkeiten, seinen tiefen Motivationen, seinen tiefen Wünschen, das ist die Persönlichkeit. Bin ich die Persönlichkeit? Neti, Neti, nein, auch die kann man beobachten. Und auch die Persönlichkeit ist bis zu einem gewissen Grad änderbar, sie ändert sich auch im Lauf des Lebens. Und bestimmte Teile der Persönlichkeit werden mal mehr und mal weniger. Man kann zwar sagen, jeder ist eine Mischung aus individuellen Charaktereigenschaften und jeder ist natürlich eine ganz andere Persönlichkeit als jeder andere, aber sie besteht aus Bestandteilen, die auch in jedem anderen so sind. Jeder Persönlichkeitsanteil, den man hat, haben auch so viele Millionen von anderen Menschen. Bin ich daher dieses außergewöhnliche musikalische Talent? Nein, musikalisches Talent ist eine allgemein menschliche Eigenschaft, die in manchen mehr, in manchen weniger entwickelt ist und die vielleicht in diesem Körper-Geist-Kontinuum besonders stark entwickelt ist. Aber das bin nicht ich. Bin ich dieser große Intellekt, IQ 165? Es gibt solche, die haben mehr Intelligenz, weniger Intelligenz. Intelligenz ist eine allgemeine menschliche Eigenschaft, die in einem konkreten Körper-Geist-Kontinuum mehr oder weniger ist, aber nicht ich bin diese Intelligenz. Ein kleiner Schlaganfall, kleine Demenz und schon IQ anders. Ändert das was an Satchidananda? Nein, bleibt gleich. Oder bin ich dieser Handwerker, bin ich diese liebevolle Person, bin ich diese enthusiastische Person? Antwort: Neti, neti, nicht dies, nicht das. Aber wir können uns identifizieren. Wenn wir uns identifizieren, gibt es Problemen. Zum einen, manchmal erfordert das Karma, dass wir aus unseren Identifikationen herauskommen. Es gibt nämlich letztlich immer Identifikation zweier Grade. Zunächst kann man sich damit identifizieren, was durchaus da ist. Und zum zweiten kann man sich identifizieren mit dem Bild von dem. Man kann z.B. sich identifizieren mit seinem Körper wie er ist und man kann sich identifizieren mit seinem Körper, wie man denkt, dass man ist. Z.B. gerade unter jungen Menschen, insbesondere unter Mädchen im Alter zwischen dreizehn und achtzehn, die denken fast alle, sie sind zu dick, selbst wenn sie objektiv zu dünn sind. Also, sie identifizieren sich nicht mit ihrem Körper, sondern mit ihrem Körper, wie sie ihn sehen. Und so wie sie ihn sehen, ist er nicht so, wie er wirklich ist. Genauso, man kann sich mit seinem Charakter identifizieren, so wie die Persönlichkeit tatsächlich ist, man kennt sie etwas, oder man kann sich identifizieren mit seinem Charakter, so wie man denkt, dass er ist. Und dann kann man sich selbst überschätzen, das gibt es auch, und man kann sich selbst, im Sinne von Charakter, auch unterschätzen. Das ist unter spirituellen Aspiranten häufiger.
Dies ist der 17. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:
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