Die Aufgabe des Lehrers

foto11Teilnehmer: „Was bedeutet spirituelles Spießbürgertum?“

Wie kann man Spießbürgertum erklären? Irgendwo, man hat so sein geregeltes und ruhiges Leben und steht jeden Tag zu einer gewissen Zeit auf und geht ins Bett und nimmt sich seine Zeit für dieses und für jenes, macht weder zu viel noch zu wenig, hat so seinen Mittelweg gefunden und hat ein gewisses Ansehen dort und das Leben ist geordnet und geregelt usw. Eine von mir sehr geschätzte Lehrerin, Swami Durgananda, hat mal gesagt: „Die Aufgabe des Lehrers ist, das Leben der Schüler unbequem zu machen.“ Wenn man keinen persönlichen direkten Lehrer hat, dann ist es Gottes Aufgabe. Und so habe ich auch das Gefühl, so ist Swami Vishnu und Swami Sivananda weiter gut aktiv. Auf der einen Seite stimmt, das Leben wonnevoll zu machen, das schon, aber auf einer anderen Seite nicht zu bequem werden lassen. Wenn also ihr immer wieder merkt, jetzt habt ihr gerade gedacht, euer Leben so arrangiert, jetzt scheint alles in Ordnung zu sein, irgendwo klappt es, und prompt, Ironie des Schicksals: „Muss das denn ausgerechnet jetzt sein?“ Dann solltet ihr euch bewusst machen, da ist die Gnade Gottes und des Gurus aktiv, die verhindern will, dass ihr spirituell steckenbleibt. Das muss man sich öfters vergegenwärtigen und kann es dann als solches auch annehmen. Und damit kommen dann auch die Samskaras raus, denn letztlich im spirituellen Spießbürgertum kann man so die Samskaras, die da sind, irgendwo so halb bedecken und verdecken. Wenn dann aber irgendwo was passiert von außen, dann kommen die dort hoch und man kann sie sich anschauen und kann an ihnen arbeiten.

Es gab noch eine andere Frage, die mir mündlich gestellt worden ist. Es war eine Frage, die sich darauf bezogen hatte, manchmal passiert es Menschen, dass sie tief in die Spiritualität hineinkommen, dass sie sich ganz verbunden fühlen mit Gott, dass sie eine große Öffnung haben und wahnsinnig gerne meditieren und Asanas und Pranayama üben und erfüllt sind von diesem Gottesbewusstsein, und dann stoßen sie auf ein Problem, nämlich das Unverständnis der Mitmenschen. Ich kann mal fragen, wer von euch hat das schon mal erlebt? Also, durchaus einige. Und dann ist die Frage, was macht man dann? Zunächst mal, für die meisten, werdet ihr die Phase schon hinter euch haben. Es gibt dann manche, die haben dann was gemacht, die hören dann auf, weil sie nicht so in Konflikten mit den Menschen sein wollen, hören auf mit den Yogaübungen und nach einer Weile fangen sie dann wieder an. Das Tröstende ist, die euphorische Phase des ersten Mal, wird man so nicht nochmals bekommen. Da braucht man dann keine Angst mehr zu haben. Was dann aber auch manchmal nicht nur eine Angst ist, sondern die Hoffnung wird dann auch nicht befriedigt.

Dies ist der 51. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

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