Mit einem Altar hat man etwas, was ein besonders heiliger Ort ist, wo die Bhakti sich entwickeln kann. In diesem Sinne kann man auch an anderen Stellen irgendetwas hinhängen oder stellen, was einen wieder erinnert. So in diesem Haus habt ihr in allen Ecken und Enden irgendwelche Bilder von Meistern, von Aspekten Gottes. Und das kann man dann nutzen, Smarana, kurz anschauen, und Vandana, sich innerlich verbeugen. Wenn ihr das Treppenhaus hoch- und runtergeht, all die großen Meister, ich sage, ich mache jeden Tag Pilgerreise. Viele Meister sehe ich und bitte um ihren Segen. Oder ich gehe hinten herum – es gibt ja nicht nur dieses Treppenhaus, sondern hinten – da sind alle Aspekte Gottes in der hinduistischen Tradition, die findet ihr dort. Die kann man auch dort anschauen und deren Segen einholen. Und so gibt es viele Möglichkeiten. Archana heißt dann formelle Rituale. Und Rituale sind eben auch dazu gedacht, dass unser Herz angesprochen wird und wir Gottes Gegenwart erfahren. So wie in der christlichen Tradition die Gottesdienste aufgebaut sind und vielleicht die Katholiken haben das ein bisschen mehr als die Evangelischen, obgleich ich evangelisch aufgewachsen bin und jetzt auch weiter mehr in den evangelischen Gottesdienst als in den katholischen dort gehe. Aber das ist irgendwo aufgebaut, Rituale sind so gemacht, dass Bhakti erzeugt wird. Ich glaube, am Donnerstag haben wir Puja oder Arati, was wir ja jeden Morgen und jeden Abend haben, oder jeden Morgen um 05:00 Uhr Homa, und es gibt ja auch abends um 18:20 Uhr Puja, all das hilft, um das Herz zu öffnen. Also, formelle Rituale. Man kann auch selbst seine Rituale machen. Ihr könntet auch Puja lernen – Puja dauert letztlich nur zehn bis fünfzehn Minuten, wenn man sie in der einfachsten Form macht, und zwanzig Minuten in der mittleren Variation, wie wir es halt um 18:20 Uhr immer machen, man kann auch komplexere Formen machen. Man kann sein eigenes Ritual entwickeln oder man kann solche Jahreszeitenrituale machen und zwar bedeutsame Jahreszeitenrituale. Menschen machen heute auch Jahreszeitenrituale. An Silvester betrinken sich die Menschen und schießen irgendwo Dinge in den Himmel. Bei Fastnacht, irgendwo lässt man sich Witze erzählen und irgendwo tanzt und betrinkt man sich. An Ostern isst man Eier und sucht Eier. Und was gibt es da noch an Jahreszeitenrituale? Inzwischen Halloween, eigentlich der Abend aller Heiligen, Hallo’Eve, ist dann nur irgendwo, andere zu erschrecken. Dann gibt es noch Walpurgisnacht. Im Sommer macht man noch ein Ritual, man legt sich irgendwo hin und lässt sich verbrennen oder wenigstens die Haut verbrennen, auch Jahreszeitenritual. Also, Menschen machen schon Rituale, die nicht unbedingt übermäßig sinnvoll sind, aber irgendwo, sie strukturieren das Jahr. Und Weihnachten ist für viele nur noch eine Kauforgie. Vielleicht noch mit seinen liebsten zusammen sein, was dann ja auch noch eine schöne Bedeutung ist. Aber all das, eigentlich sind das Momente, wo der Mensch nach etwas Höherem strebt und mit einem bedeutsamen Ritual zu den Jahreszeiten eine Verbindung aufbauen will zum Höchsten.
Dies ist der 42. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:
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