Wenn Swami Sivananda aufgestanden ist, hat er sich erst mal vor allem physisch verneigt, Ehrerbietung für den physischen Körper gezeigt. Und wenn Kinder kamen und zu Swami Sivananda gerannt sind, hat er sich erst mal vor den Kindern verneigt und dann die sich vielleicht vor ihm verneigt oder vielleicht ihn gebeten, ob er irgendein Stück Obst oder was anderes für sie hat. Oder manchmal sind sie einfach zu Swami Sivananda gerannt und haben gefragt, wie viel Uhr es ist, einfach weil sie zu dem freundlichen Menschen dort hinrennen wollten. Aber er hat sich dann erst verneigt. Und in seiner Phase, wo er noch nicht die höchste Verwirklichung hatte, war das tatsächlich so ein Sadhana, um selbst diese tiefe Demut zu bekommen, hat er sich vor allem verneigt. Das ist jetzt in unseren Breiten nicht angemessen, dass ihr z.B. nach Bad Meinberg geht und euch vor jedem irgendwo verneigt, obgleich, die sind inzwischen gewohnt, dass hier die Yogis manchmal so eigenartige Gewohnheiten haben, aber insgesamt auch ok und freundlich sind. Aber es wäre doch besser, wenn ihr es nicht macht. Aber innerlich kann man es eben machen. Oder man kann mit dem Kopf nicken, das ist auch hier in diesen Breiten irgendwo angebracht. Und inzwischen ist sogar dieser Gruß, mindestens in dieser Gegend hier, also mindestens, wenn ihr hier seid im Ashram, ist ja auch was ganz Schönes. Man kann etwas anschauen und sich so verneigen, ihr könnt einen Baum anschauen und euch so verneigen. Da braucht ihr hier im Kurpark auch keine Hemmungen zu haben, daran sind wirklich die Leute gewöhnt und weder wir noch ihr kommen dadurch in einen schlechten Ruf. Also, das könnt ihr auch machen. Also, Gegenwart spüren, Smarana, evtl. mit Gott dabei sprechen als Gebet, evtl. nur spüren, evtl. verbinden mit Vandana, euch innerlich verneigen. Padasevana, das heißt, einen Altar pflegen. Ich weiß nicht, ob ihr zu Hause einen Altar habt. Wenn nicht, würde ich euch empfehlen, baut irgendeinen. So einen heiligen Ort, sogar angenommen, jemand hätte nur ein Zimmer, dort in einer Ecke einen kleinen Altar aufzubauen, ist etwas Gutes. Oder wenn ihr einen Yogaraum habt, dort einen Altar aufzubauen. Wie der ist, das müsst ihr dann überlegen: „Wie müsste ich ihn aufbauen, damit ich irgendwo eine Herzensverbindung dort herstellen kann?“ Dann gibt es da eher klassizistischen Geschmack, einfach und symmetrisch. Dann gibt es vielleicht den Zen-Geschmack, das ist vielleicht nur eine weiße Wand mit einer einzigen Pflanze. Oder es gibt den barocken Geschmack, man stellt dort üppig und jede Murti, der man habhaft werden kann und alle Religionen und alle Symbole. Rokoko und das ganz verspielt oder Jugendstil, ein bisschen einfacher, aber doch verspielt. Aber etwas jedenfalls, das dann das Herz anspricht und dann auch Padaseva, Seva heißt auch Dienst, und auch jeden Tag irgendetwas machen, Kerze anzünden, vielleicht die Kerze so ein bisschen schwenken, vielleicht Räucherstäbchen anzünden, vielleicht sich einfach nur selbst davor verneigen, vielleicht regelmäßig frische Blume oder einen Stein hinlegen oder eine Topfpflanze usw. Irgendetwas tun.
Dies ist der 41. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:
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