Neti Neti, ich bin nicht dieser Körper

bhagavad gitaUnd da ist manchmal das Problem bei Hatha Yoga, dass die Menschen sich gut fühlen in ihrem Körper und dann denken, das muss dauerhaft so sein. Und dann gibt es entweder einen Unfall oder Krankheit oder Alterserscheinungen und dann wird einem schmerzhaft bewusst, Identifikation war da. Aber wir können im Yoga lernen: „Neti, Neti, ich bin nicht der Körper.“ Im Grunde genommen können wir sagen, es kommt wie ein großer Segen auf uns zu, ab und zu mal Schmerzen, ab und zu mal Krankheit, wo wir sehen: „Bin ich mit dem Körper identifiziert oder nicht.“ Schon eine einfache Erkältung kann einem das sehr bewusst machen. Schon ein einfaches Kopfweh oder eine einfache Magen-Darm-Grippe, entweder hier oder auf Reisen. Wer mal in Indien ist, da kommt das häufiger vor. Oder Gewichtszunahme. Auch hier sehe ich, wie stark die Identifikation unter Yogis ist, wenn sie mal ein bisschen zunehmen, wie furchtbar das an ihrem Selbstwertgefühl nagt. „Bin ich der zusätzliche Bauchspeck?“ Ja oder nein? Es scheint hier ein bisschen schwieriger bei manchen zu sein: „Neti, Neti, ich bin nicht der zusätzlich Speck, weder am Bauch noch an den Oberschenkeln noch sonst irgendwo. Neti, Neti.“ Der Körper hat so seine eigene Weisen, man kann sagen, manche Körper wollen gerne ein bisschen mehr Speck haben und manche Körper nicht so. So gibt es manche – man kann das eher spielerisch sehen – die vielleicht überlegen: „Ja, das ist vielleicht doch hilfreich, ist vielleicht gesund. Und als Yogalehrer ist man vielleicht wirkungsvoller, wenn man weniger Bauch hat, aber andererseits, Om Namah Shivaya, die haben große Wirkung gehabt.“ So sollte man es mehr spielerisch nehmen und wenn es gesundheitsrelevant ist, kann man eben auch sagen, so wie man sich um sein Fahrrad kümmert, so wie man sich um sein Auto kümmert, kümmert man sich um seinen Körper, aber: „Neti, Neti, nicht dies, nicht dies.“ Etwas weiter geht es dann: „Bin ich mein Prana?“ Bin ich mein Prana, Lebensenergie, Energiegefühl, Schwingung? Ja oder nein? Prana kommt, Prana geht, wir haben von innen heraus Prana, wir kriegen von außen Prana, wir erzeugen Prana, aber ich bin nicht das Prana. Manchmal können wir mehr praktizieren, dann haben wir typischerweise mehr Prana, und dann gibt es eine Phase, da können wir weniger gut praktizieren, dann haben wir weniger Prana. Und wenn wir weniger Prana haben, dann schlägt das auch auf das Gemüt. Oder angenommen, man hat Kopfweh – Kopfweh, plötzlich verliert man den Zugang zum Prana – und dann, bin ich das Prana? Das ist auch wieder manchmal ein Problem beim ganzheitlichen Yoga, wir tun so viel, um uns gut zu fühlen, mehr Prana zu haben, und dann identifiziert man sich damit.

Dies ist der 14. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

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