Identifikation und Leiden

licht3Mit der Identifikation verbindet man einiges und über die Identifikation kommt dann Leiden. Noch interessanter ist es z.B. mit Auto. Gut, ich habe kein Auto, deshalb kann ich auch nicht so ganz verstehen, die Identifikation, die Menschen mit dem Auto haben, aber ich habe mal so eine Hörsendung gehört über Auto und was Auto für Menschen bedeutet. Vorher hatte ich gedacht, nur Männer sind so verrückt und identifizieren sich mit dem Auto. Ich habe dort gehört, bei Frauen ist es fast noch schlimmer. Der typische Mensch verbringt mehr Zeit im Auto als mit dem Partner, entwickelt eine gewisse Verhaftung daran. Das sieht man auch daran – mein berühmtes Beispiel – Menschen fragen dann: „Wo stehst du?“ Ich kann mich mal erinnern, irgendwie war ich in einem Zentrum und dann hat der Zentrumsleiter gefragt: „Wo stehst du?“  Ich sagte: „Ich stehe nicht, ich sitze.“ Ich habe das gar nicht verstanden. Wo ich geparkt hätte. Das war natürlich voller Freundlichkeit gedacht, nicht, dass ich irgendwo geparkt habe, wo es verboten ist und das Auto wegtransportiert wird. Aber: „Wo stehst du?“ Das ist eine ganz interessante Frage. Und für viele Menschen ist klar, wenn sie gefragt werden, „wo stehst du“, heißt: „Dort hinten. Ich stehe dort hinten.“ Und der andere fragt: „Wo stehst du?“ „Dort hinten.“ Identifikation. Und natürlich ist es nicht nur so eine abstrakte, lustige Identifikation, sondern für viele Menschen ist tatsächlich die Identifikation mit dem Auto stark. Wehe, sie kommen nachher dorthin, wo sie eigentlich stehen und da sind sie nicht. Irgendjemand  hat ein größeres Bedürfnis nach Auto gehabt oder die Polizei war der Meinung, ihre Pflicht erfüllen zu müssen und das Auto wo ganz anders hin transportieren zu müssen oder man selbst hat ein bisschen Gedächtnisverwirrung gehabt und man steht eigentlich ganz woanders. Das könnt ihr öfters analysieren und es kann auch helfen. Atma-Anatma-Viveka, schon mit dem äußeren Besitz. Man kann eben feststellen bei allen äußeren Sachen: „Ich bin es nicht und das Leiden kommt deshalb, weil ich mich mit meinem Besitz identifiziere und dann meinem Besitz das zuschreibe, was eigentlich die Eigenschaft meines Selbst ist. Die Eigenschaft meines Selbst ist Sat.“ Sat heißt unendliches Sein und damit Ewigkeit. Eigentliches Selbst ist Chid und Bewusstsein. Und Menschen kommunizieren manchmal mit ihren Sachen, als ob sie Bewusstsein hätten. Und schließlich Ananda, nämlich Freude. Sie denken, dass ihre Freude am Objekt hängt. Und diese Atma-Anatma-Viveka kann einem immer wieder helfen. Man kann auch schmunzeln. Humor ist eine der einfachsten vedantischen Methoden, oft die wirkungsvollste. Man kann z.B. dann feststellen, man identifiziert sich z.B. mit seiner Kleidung, mit seinem schönen Hemd und dann bleibt man irgendwo an einem Nagel oder einer Türklinke hängen und merkt, tut weh. Oder noch schlimmer, jemand anderes bleibt an dem Hängen und es zerreißt. Oder noch interessanter, jemand anderes wäscht die Wäsche und das Lieblingskleidungsstück ist nachher nur noch für den sechsjährigen Enkel geeignet oder ein anderes Kind in der spirituellen Lebensgemeinschaft. So können wir lernen: „Ich bin nicht die Dinge.“ Identifikation und wegen Identifikation  folgt eben der Besitz und aus dem Besitz folgt Dukha, Leiden.

Dies ist der 9. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

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