Ja, eigentlich sind wir das unendliche Selbst und wir brauchen es nicht zu erreichen und zu werden. Daher: „Ich bin unendliches Sein.“ Damit kann mir auch nichts passieren. Egal, was mit dem Körper passiert, das, worauf es ankommt, das Ich, dem passiert gar nichts. So wie Krishna sagt: „Es kann nicht beschnitten werden, es kann nicht verbrannt werden, es kann nicht ertränkt werden.“ Es kann gar nichts – Ich bleibt. Als erstes weiß ich also, mich gibt es, ewig und unendlich. Damit weiß ich auch, logischerweise, wenn ich ohne Grenzen bin, unendlich und ewig, wie viele Ichs kann es wirklich geben? Wie viele Ewige und Unendliche kann es gleichzeitig geben? Nur eins.
Teilnehmer: „Eins stimmt auch nicht, weil eins impliziert ja direkt wieder… Deswegen heißt es ja Adwaita. Adwaita heißt ja „nicht zwei“. Also, es kann keinen Einen geben, weil wenn es einen gibt, impliziert das, dass es auch ein zweites gibt oder ein Mehrfaches von dem einen gibt. Deswegen heißt es ja immer Adwaita, nicht Zweiheit und nicht Einheit.“
Gut, also, wir können auch sagen, es kann keine zwei Ichs geben, denn wenn es zwei Ichs gäbe, zwei Bewusstseine, dann könnte das eine Bewusstsein das andere wahrnehmen und dann, das Wahrgenommene ist wieder nicht das Ich, und das Ich kann keine Grenzen haben. Das ist Sat. Als zweites weiß ich das nächste, nicht nur bin ich, sondern ich bin auch bewusst. Also, ich bin nicht einfach nur irgendwie, sondern ich bin bewusst, daher Chid. Sat, Chid – ich bin Bewusstsein. Man kann sogar sagen, und je bewusster ich bin, umso mehr bin ich Ich. Man kann nicht sagen, angenommen, ich bin so im Halbbewusstsein, wie sehr fühlt ihr euch als Ich? Weniger. Angenommen, ihr seid wirklich hellwach, dann fühlt man sich eher wie Ich. Und daher kann man sagen: „Unendliche Bewusstheit und daher absolutes Bewusstsein, das bin ich.“ Bleibt noch als drittes Ananda. Warum bin ich Ananda? Das können wir jetzt über Erfahrungsanalyse feststellen. Nämlich dann, wenn man wirklich bei sich ist, wie ist man dann, glücklich oder unglücklich? Glücklich. Und je näher man bei sich ist, umso glücklicher ist man. Und je weiter weg man von sich ist? Man kann sogar sagen, und je getrennter man auch von anderen ist? Umso unglücklicher. Und natürlich, alle großen Meister sagen, wenn man wirklich aufhört, sich zu identifizieren mit Körper und Geist und diese Erfahrung macht der Unendlichkeit und der reinen Bewusstheit, ist großes, unendliches Glück. Und das ist auch wieder absolutes Glück, es ist nicht bedingtes Glück. Wir haben ja auch bedingtes Glück. Z.B. gutes Abendessen ist bedingtes Glück. Jemand sagt, „du bist unter fünfzig“ und man ist schon zweiundfünfzig, dann ist bedingtes Glück. Das dauert nicht lange, ein paar Sekunden oder ein paar Minuten von Wohlgefühl, dann sagt vielleicht jemand anderes: „Bist du eigentlich schon siebzig?“ Schon ist das Wohlgefühl verschwunden, es sei denn, man ist fünfundsiebzig. So vieles begrenztes Glück. Und alle Identifikationen können auch begrenztes Glück geben. Aber in Wahrheit sind wir Satchidananda.
Dies ist der 24. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:
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