Ein typisches Phänomen, was es auch gibt, z.B. Menschen, die einen Elternteil hatten, das irgendwo nicht sehr erfolgreich war, sei es Alkoholiker, sei es sonst irgendwo es zu nichts gebracht hat. Das Kind selbst ist aber hoch intelligent und hat auch Drive. Und relativ häufig kann man bemerken, die Menschen, die sind gut in der Schule und machen es gut, aber dann plötzlich boykottieren sie sich selbst. Tolle Noten und dann ausfällig werden gegen den Lehrer und Schulverweis. Oder irgendwo, beginnt bei irgendeiner Firma aktiv zu werden, Chef findet es toll, und dann plötzlich sich über was ärgern, kündigen, von einem Moment auf den anderen. Oder sucht irgendwie einen Streit mit jemanden, der ganz besonders wichtig ist in der Firma und wenn man nachher darüber nachdenkt: „Wozu überhaupt?“ Und eigentlich ist das wohlgemeint. Es ist eine Tendenz irgendwo, Eltern waren nicht übermäßig erfolgreich, im Gegenteil, sie haben irgendwo ihr Leben… Man hat auf der einen Seite seine Eltern dafür verdammt innerlich: „Wie konnte ich solche Eltern haben?“ Ich gebe jetzt ein extremes Beispiel. Vermutlich, bei euch trifft was ganz anderes zu, aber so etwas kann jemand haben. Aber es ist für ein Kind nicht angemessen, sich über die Eltern zu erheben, also muss man sich dann boykottieren und sich selbst dafür bestrafen, dass man abfällig über die Eltern denkt, indem man dafür sorgt, dass man selbst irgendwo sich selbst wieder fallen lässt. Wenn man diese Tendenz anerkennt oder sieht, dann kann man auch wieder sehen: „Aha, da ist eine Tendenz in mir…“ Da kann man jetzt entweder sagen: „Was bin ich doch für ein Blödkopf, dass ich mich ständig dort boykottiere.“ Oder man kann sagen: „Ja, da ist in mir der große Wunsch, meine Eltern zu ehren. Und ich will das machen, indem ich mich nicht über sie erhebe.“ Und dann kann man überlegen: „Die Intension ist ja sehr anerkennenswert. Es ist aber die Frage, wollen meine Eltern das wirklich, dass ich das so mache?“ Und dann wird man feststellen: „Nein.“ Und dann kann man überlegen: „Wie könnte ich sonst meine Eltern ehren, anstatt sie zu ehren, indem ich mich selbst boykottiere und immer dafür sorge, dass immer kurz davor, wenn ich vor dem Durchbruch stehe, zusammenklappe?“ Und dann wird man vielleicht anderes finden. Vielleicht wird man stattdessen mehrmals Blumen auf das Grab setzen und sich vielleicht physisch verneigen oder man wird zu den Eltern hingehen und sagen: „Danke, dass du mir das Leben geschenkt hast.“ Oder man wird sich innerlich geistig verneigen. Man kann irgendwo schauen, und auch eben sagen: „Du hast mir das Leben gegeben und du wolltest auch, dass ich in meinem Leben einiges bewirke. Und das nächste Mal, wenn ich kurz davor bin, mich selbst zu boykottieren, dann werde ich mich an dich erinnern und werde mir bewusst machen, du hättest das nicht gewollt.“ Das ist jetzt schon eine komplexere Form von Svadhyaya, nur als ein Beispiel. So kann man öfters sehen, in seinem Leben hat man bestimmte Samskaras und da hat ja jemand gestern eine Frage dazu gestellt. Wir können verschiedenste Formen von Samskaras dort haben. Übrigens ähnlich, wenn man Eltern hatte, die nicht so gut zusammengelebt haben und man sich als Kind darüber geärgert hat, dass die Eltern nicht gut zurechtgekommen sind, kann auch das eine Grundlage sein, weshalb man seine eigenen Beziehungen torpediert, weil man irgendwo unterbewusst denkt: „Ich habe meine Eltern in der Kindheit dafür verdammt, dass sie nicht richtig zusammengelebt haben und jetzt muss ich dafür büßen.“ Auch dort wird man feststellen, die Eltern hätten auch das nicht gewollt. Es gibt andere Weisen vielleicht, Eltern zu ehren.
Dies ist der 62. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:
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