Spirituelle Entwicklung

asana23So ähnlich hier auch, in einem früheren Leben habt ihr alle schon Yoga geübt. Wenn ihr in der Lage seid, zum spirituellen Retreat zu kommen, wo euch nichts Außergewöhnliches versprochen wurde an materiellen und gesundheitlichen und sonstigen Wirkungen, sondern einfach nur spirituelle Entwicklung, wenn euch so was interessiert, dann seid ihr ziemlich sicher in einem früheren Leben schon spirituell interessiert gewesen. Aber manche von euch haben nicht mit sieben oder acht Jahren spirituell begonnen, noch nicht mal mit sechzehn oder achtzehn, wo die intellektuelle Suche eigentlich hätte anfangen können, sondern manche haben vielleicht mit dreißig, manche mit vierzig angefangen. Ich glaube, aus der Gruppe vermutlich niemand erst mit fünfzig. Doch? Dann schätze ich euch jünger ein als ihr seid. Ihr scheint schon eine Weile auf dem Weg zu sein. Das heißt, da war es irgendwo nötig für die spirituelle Entwicklung, mehrere Jahre ohne bewusste Spiritualität zu verbringen, um die Erfahrungen zu machen, die nötig sind, dass anschließend die Spiritualität, die spirituelle Entwicklung gut voranschreiten kann. Also, jede Art von Erfahrung hilft weiter. Selbst ein Koma würde spirituell weiterhelfen.

Heute Nachmittag hatte ich gesprochen über „wer bin ich“, Atma-Anatma-Viveka, aber hauptsächlich habe ich über was gesprochen, über Atma oder Anatma? Über Anatma, wer wir nicht sind. Jetzt ist die Frage: „Und, wer bin ich dann?“ Es ist tatsächlich leichter zu beantworten, „wer bin ich nicht“, als zu beantworten, „wer bin ich“. Denn letztlich alles, was ich beschreiben und beobachten kann, bin logischerweise nicht ich. So wie ich es beschreiben kann, bin es nicht ich. Das ist eine Schwierigkeit, oder? Und deshalb sagt Swami Sivananda, das Höchste zu erkennen, geht in der Stille. Oder viele von euch kennen dieses Kapitel im Buch „Göttliche Erkenntnis“: Der Schüler Bhaskali ging einmal zu seinem Guru Bhava und fragte ihn: „Wo befindet sich das Ewige, das Unendliche, das Brahman der Upanishaden, mein höchstes Selbst?“ Der Meister antwortete nichts. Der Schüler fragte wieder: „Wo ist das Unendliche, das Ewige, das Absolute, das Brahman der Upanishaden?“ Der Meister machte seinen Mund nicht auf. Der Schüler fragte wieder: „Wo ist das Ewige, das Unendliche, der Atman, das höchste Selbst?“ Der Meister sagte: „Ich habe es dir schon mehrmals gesagt, aber du willst mich nicht verstehen. Dieses höchste Selbst kann nicht erklärt werden, es kann nicht beschrieben werden. Erfahre es in der höchsten Stille. Ayam Atma Shantaha. Dieses Selbst ist Stille.“ Jetzt könnten wir alle in die Stille gehen, das werden wir auch gleich machen.

Dies ist der 21. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

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