Man spürt, hinter allem ist irgendwo dieses Göttliche und da kann man staunen und es in Ehrerbietung verehren und irgendwo sich davon berühren lassen. Die vermutlich vorherrschenden Beziehungen, die wir zu Gott haben können, ist letztlich Dasya Bhava und Sakhya Bhava. Wobei, wenn ihr eine andere Beziehung mehr habt, dann ist das natürlich etwas, was dann für euch das Angemessene ist. Und die Mehrheit wird auch mal fluktuieren, mal ist es so und mal ist es so. Dasya heißt Diener, Sakhya heißt Freund. Dasya Bhava heißt, wir kultivieren das Gefühl: „Ich bin Diener Gottes.“ Wir beten zu Gott: „Oh Gott, zeige mir Dein Licht und Deine Wahrheit, dass sie mich leiten. Bitte zeige mir, was Du von mir willst. Dein Wille, nicht mein Wille, geschehe. Was auch immer ich tue, ich tue es für Dich.“ Und dann können wir auch die Last etwas kleiner tragen. Angenommen, man ist Inhaber eines Unternehmens oder angenommen, man ist Angestellter eines Unternehmens. Wer leidet mehr, wenn es schwierig wird? Normalerweise? Ist das zweifelhaft? Jetzt nehmen wir an, beide sind nicht spirituell und nehmen wir an, es ist keine GmbH. Meistens ist der Inhaber der, der größere Sorgen um sein Unternehmen hat. Der Angestellte hat ja noch eine Sicherheit und außerdem, der Angestellte kann ja sagen: „Es war mein Chef.“ Der Chef selbst hat keine Ausrede. Der kann sich noch welche einfallen lassen: „Es war die böse Politik. Es war das böse Wetter. Es war der Konkurrent. Meine Angestellten taugen alle nichts.“ Aber tief im Inneren weiß er: „Ich war der Chef.“ In diesem Sinne, wenn wir Dasya sind, dann, wer ist der Chef? Gott. Also können wir als Diener Gottes entspannter rangehen und können sagen: „Gott, Du bist der Meister des Universums oder die Meisterin. Sage Du mir, was ich zu tun habe. Und ich bringe es Dir dar. Ich sage Dir, das und das will ich tun. Wenn Du nicht willst, dass ich das mache, dann zeige mir was anderes.“ Und wenn Gott sich nicht meldet. Angenommen, ein Angestellter sagt genau, was er tun will und sagt das dem Chef und der Chef sagt nichts und nachher geht es schief. Muss der Angestellte sich allzu große Sorgen machen? Normalerweise nicht. Ich sehe schon, meine Analogien hier funktionieren nicht bei euch. Sie hinken auch ein bisschen, weil ich noch nie in einem normalen Unternehmen gearbeitet habe. In Bayern ist es anders? Ok. Aber mindestens im Spirituellen gilt es, wenn wir sagen: „Gott, Dein Wille geschehe. Und bitte zeige mir, was ich zu tun habe.“ Und wir machen das, was Krishna in der Bhagavad Gita empfiehlt im 66. Vers des 18. Kapitels: „Übergib alles Mir. Und dann lasse los. Und dann machst du nichts Falsches.“ So können wir Dasya Bhava machen, alles im Dienst Gottes, alles für Gott und immer wieder darum bitten: „Bitte Gott, sage mir, was Du willst. Ich diene Dir. Was auch immer ich tue, tue ich für Dich. Und zeige mir, was zu tun ist. Wenn Du mir nicht sagst, was Du willst, treffe ich die Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen, ich bringe sie Dir dar und Du hast die Möglichkeit mich davon abzuhalten. Wenn Du es nicht machst, gehe ich davon aus, es ist ok, ich soll daran lernen.“ Sakhya Bhava heißt, die Einstellung eines Freundes zu kultivieren, Freund sein Gottes. Und einem Freund, einer Freundin kann man alles erzählen. Und so kann man zu Gott erzählen. Man kann sagen: „Heute war das und das. Und das und das habe ich erfahren. Und danke, dass Du mir das und das gezeigt hast. Und ich will mich mit Dir besprechen. Bitte sage mir etwas.“ Man kann richtig mit Gott Zwiesprache halten. Er kann sogar mit einem sprechen, er kann zurücksprechen. Und vor allem, der Vorteil ist, Gott ist immer da. Ein Freund, eine Freundin ist mal beschäftigt, ist mal woanders und ist mal selbst in eigenen Prozessen, aber Gott ist immer da. Wir können also uns immer an Gott wenden, ob Gott, Göttin, und so mit ihm, ihr uns austauschen. Sakhya Bhava. Das können wir kultivieren. So können wir mal die Einstellung von Dasya kultivieren, mal die Einstellung von Sakhya. Und es kommt zum Schluss, Atmanivedana. Nivedana heißt Hingabe, Atman heißt Selbst. Sein Selbst vollständig Gott hingeben. Das kann man Jnana Yoga mäßig interpretieren, im Bewusstsein eben kultivieren: „Gott ist das Selbst aller Wesen. Letztlich ist Gott auch mein eigenes Selbst. Letztlich ist Gott in jedem Menschen, mit dem ich zu tun habe. Letztlich ist Gott überall.“ Bhakti Yoga, Atmanivedana, im dualistischen Sinn der Dwaita Vedanta Richtungen, die dennoch Bhakti Schulen sind, würde sagen: „Ich gebe mich ganz Gott hin, mit allem und rückhaltslos. Was auch immer ich tue, ich tue es für Gott. Was auch immer ich sehe, ich gehe davon aus, es ist Gott. Was auch immer ich denke und fühle, ich bringe es Gott dar. Ich bin immer nur in Gott.“ All das können wir kultivieren, jeden Tag ein bisschen. Jeden Tag etwas lesen oder hören oder erzählen über Gott oder einen der Meister, einer Meisterin. Jeden Tag Mantras singen, spirituelle Lieder singen oder hören, ob über CD, MP3 oder wie auch immer. Jeden Tag sich immer wieder die Gegenwart Gottes bewusst zu machen, sei es in den schönen Dingen, sei es über Gebet, sei es über Mantrarezitation, sei es auf andere Weise. Das zum Respekt werden lassen und sich innerlich und vielleicht sogar äußerlich zu verneigen, Vandana. Einen Altar haben, ist etwas ganz einfaches zu Praktizierendes und jeden Tag ihn anzuschauen. Und über Altar und Bilder, die man auch sonst im Alltag integriert, Gottes Gegenwart sich bewusst zu machen. Archana, Rituale zu haben. Sei es vor der Meditation, sei es beim Aufstehen, sei es beim Einschlafen, also Tageszeitrituale. Dann Wochenrituale, Jahreszeitrituale und Lebensabschnittsrituale. All das hilft, das Leben mit Bedeutung und mit Bhakti, mit Hingabe zu füllen. Alles, was wir tun, Gott widmen als Diener, Dasya Bhava, als Freund, Sakhya Bhava oder uns vollständig Gott anvertrauen und hingeben Nivedana.
So danke ich euch für die fünf Tage, euer Interesse, eure Praxis und wünsche euch, dass ihr jeden Tag spirituell praktiziert, mindestens etwas, besser etwas mehr, wenn es irgendwo geht. Normalerweise, ernsthafte spirituelle Aspiranten kriegen es normalerweise hin, eine Stunde am Tag zu praktizieren, zwanzig Minuten Meditation, vierzig Minuten Asanas, Pranayama. Wenn das nicht geht, dann halt etwas weniger. Wenn ihr zyklische Menschen seid, mal mehr, mal weniger. Praktiziert und setzt einiges um im Alltag.
Dies ist der 74. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:
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