Kraft und Inspiration von Meistern/innen

3eMir ist zum einen aufgefallen, wenn der Swami Vishnu mit irgendjemandem zu tun hatte, irgendwie, der hatte schon auch etwas. Der Swami Vishnu war auch jemand, der gerne noch mit Menschen gesprochen hat. Also, ich habe ihn erlebt, wie er zum Taxifahrer gesprochen hatte, dem es irgendwo nicht so gut ging. Er hat sich mit ihm unterhalten und zum Schluss hat der Taxifahrer über beide Ohren gestrahlt. Ich war einmal mit dem Steuerberater vom Swami Vishnu dort, der hat so erzählt: „Wir haben beide angefangen 1957/58, ich war frisch von einem anderen Steuerberatungsunternehmen, habe mich selbstständig gemacht, Einmannunternehmen. Swami Vishnu hat gerade das Zentrum in Montreal aufgemacht und jetzt hat Swami Vishnu eine internationale Organisation und meine Steuerberatungsfirma – heute würde man sagen, Wirtschaftsberatungsfirma – mit mehreren Tausend Angestellten, international tätig.“ Und er hat gesagt, so seinen Erfolg zieht er auch darauf zurück, dass er mit Swami Vishnu zusammengearbeitet hatte. Von der ganzen Spiritualität könnte er nicht viel dazu sagen, hätte er nie die Zeit und das Interesse gehabt, sich damit zu beschäftigen. Aber mit Swami Vishnu zusammen zu sein, das war immer eine Herausforderung. Und es war immer etwas, wo er neue Kraft bekommen hat und neue Inspiration. Und ihm sei auch aufgefallen, der Swami Vishnu hätte ja durchaus einige Gerichtsprozesse geführt, die gegnerischen Anwälte sind meistens danach irgendwo, haben dann Reputation gewonnen und die haben zum Teil auch eigene größere Rechtsfirmen. Das wäre interessant gewesen, selbst die Gegner vom Swami Vishnu, die seien alle irgendwo in ihrer Persönlichkeit vorangekommen. Und das sei das Faszinierendste, das er mir über Swami Vishnu erzählen konnte, kein Mensch konnte mit Swami Vishnu zusammen sein, ohne in seiner Persönlichkeit zu wachsen. Gut, das war die Art und Weise, wie Swami Vishnu eine positive Kraft war im Leben von jedem Menschen, mit dem er zu tun hatte, im Kleinen, wie auch im Großen. Jetzt muss das bei euch nicht so sein, dass ihr auf die gleiche Weise eine positive Kraft seid, aber ihr könnt euch das vornehmen und ihr könnt darum bitten. Und im Einzelfall kann man sich vornehmen, innerlich davon auszugehen, jeder Mensch, mit dem man zu tun hat, meint es gut, mit jedem Menschen können wir verständnisvoll umgehen. Und selbst wenn man sich mal zur Wehr setzen muss, kann man trotzdem den Menschen tief verstehen.

Dies ist der 45. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

Karma Yoga – Dienen mit Liebe

swami sivananda39Spirituelle Praxis, Teil 7: Karma Yoga – Dienen mit Liebe

Einer der wichtigen Wege im Yoga ist auch Karma Yoga. Karma Yoga hat viele verschiedene Aspekte, wie ihr wisst. Ein Aspekt, und als solcher wird er in der Bhagavad Gita hauptsächlich erst mal gesehen, ist, sein Karma anzunehmen, das zu tun, was zu tun ist, seine Aufgaben zu erledigen, verhaftungslos handeln, wunschlos handeln, nicht an den Früchten hängen, nicht an den Ergebnissen hängen, nicht an der Handlung an sich hängen. Und das zu verstehen, dauert lange, es umzusetzen, dauert noch länger, und vollständig umsetzen können wir es erst dann, wenn wir selbstverwirklicht sind. Swami Venkateshananda hat mal gesagt, alles, was Krishna in der Bhagavad Gita so empfiehlt, geht nur dann, wenn man selbstverwirklicht ist. Aber sich darum zu bemühen hilft, die Selbstverwirklichung zu erreichen. Es gibt einen anderen Aspekt vom Karma Yoga, der mit diesem Aspekt auch zusammenhängt, das ist der Vorsatz, Gutes zu bewirken und sein Leben einzusetzen, um Gutes zu bewirken. Und da gibt es den so genannten Maha Vrata und Laghu Vrata. Maha heißt großartig und Laghu heißt dann logischerweise klein. Maha Vrata hieße, wir fassen den festen Vorsatz: „Möge ich eine gute Kraft im Leben aller Menschen sein, mit denen ich zu tun habe.“ Ein großer Vorsatz, oder? Und Laghu Vrata heißt: „Möge ich jeden Tag eine gute Tat machen.“ Und beide zusammen sind wichtig. Die eine ist, sich vorzunehmen: „Ich will mein Leben widmen zum Wohl anderer. Möge ich Gutes bewirken.“ Und man kann soweit eben gehen, dass man sagt: „Möge ich eine positive Kraft im Leben aller Menschen sein.“ Was nicht heißt, dass man immer nur freundlich zu allen ist. Ich bin ja Schüler von Swami Vishnudevananda, ich habe zwölf Jahre in seinen Zentren gelebt, war eine Weile sein persönlicher Assistent, habe ihn praktisch die ganzen Jahre jedes Jahr normalerweise zwei Monate irgendwo gesehen, mindestens einen Monat bei einer Yogalehrerausbildung, wo ich mit unterrichtet hatte, übersetzt hatte, und typischerweise nochmal ein paar Wochen sonstiges Karma Yoga im Ashram und er kam dann zum Zentrum, uns besuchen zum Seminar. Und Swami Vishnu war durchaus auch jemand, der mal für die gerechte Sache kämpfen konnte. Er konnte auch mal schimpfen, er hatte auch mehrere Gerichtsprozesse immer gehabt. Die ganze Zeit, wo ich ihn kannte, gab es immer ein paar Gerichtsprozesse, die dort auch gelaufen sind. Nicht eingehaltene Baugenehmigung und dann irgendwo ging es um Gemeinnützigkeit,  zum Teil jahrelang, und zum Teil irgendjemand, der nicht gut fand, dass da irgendein Yoga-Ashram direkt daneben war, oder irgendwann sind mal versehentlich ein paar Bäume zu viel abgeholzt worden, das war auf einem anderen Grundstück. Und so in der Art gab es dann immer irgendetwas.

Dies ist der 44. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

Spirituelle Feste feiern

ab56So haben wir das ja auch bei Yoga Vidya, wir zelebrieren Feiertage. Und auch an Ostern werden wir so ein Osterritual haben. Jetzt nicht so groß – wer großen Bezug zum christlichen Osterfest hat, wird das vermutlich eher in der Kirche begehen, was man ja auch hier machen kann. Ihr könnt auch hier sein und in den Gottesdienst gehen, in den katholischen, evangelischen Gottesdienst, das ist zu Fuß in fünfzehn bis zwanzig Minuten zu erreichen. Oder in unserer Tradition Shivaratri, praktisch in die ähnliche Zeit wie Fastnacht läuft das meistens hinaus. Die ganze Nacht, wo man wach bleibt und „Om Namah Shivaya“ rezitiert. Dann gibt es im Sommer Guru Purnima und Krishna Jayanthi. Und im Herbst gibt es dann Navaratri, das Fest der göttlichen Mutter, und Diwali, das Lichterfest. Und Großfeiern wären Weihnachten und Silvester/Neujahr. Also, bedeutsame Rituale sind dann auch hilfreich. Gut, Dasya ist dann mehr der Alltag, da sprechen wir etwas mehr darüber, wenn ich etwas über Karma Yoga spreche. Und Sakya beinhaltet all das, wir wollen zu einer Nähe Gottes kommen, dass wir irgendwo uns freundschaftlich verbunden fühlen mit Gott, vertraut sind mit Gott, und irgendwann erfahren: „Atma Nivedana. Letztlich, mein eigenes Selbst ist eins mit Gott.“ Also, besondere Aufgabe, praktiziert besonders Smarana und Vandana, im Sinne von, immer wieder vergegenwärtigt euch Gott. Ihr könnt auch überlegen: „Wie ist eigentlich meine Beziehung zu Gott?“ Das ist auch eine Form von Smarana, so ein bisschen auch nachdenken: „Habe ich überhaupt eine Beziehung zu Gott? Hatte ich mal eine tiefere oder würde ich gerne eine haben? Oder will ich es eher abstrakt haben, im Sinne von Staunen?“ Und dann genießt die Schönheit und genießt den Geschmack. Krishna sagt: „Ich bin der Geschmack im Essen. Ich bin der Geschmack im Wasser. Ich bin die Schönheit in der Blume. Ich bin die Schönheit im Berg. Ich bin die Kraft in jedem Menschen. Ich bin die Klugheit in den Klugen. Ich bin die Liebe in den Liebevollen.“ Und als solches können wir Gott, Smarana, uns daran erinnern, und Vandana, Ehrerbietung erweisen.

Hari Om Tat Sat

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Ehrerbietung für alles

ab57Wenn Swami Sivananda aufgestanden ist, hat er sich erst mal vor allem physisch verneigt, Ehrerbietung für den physischen Körper gezeigt. Und wenn Kinder kamen und zu Swami Sivananda gerannt sind, hat er sich erst mal vor den Kindern verneigt und dann die sich vielleicht vor ihm verneigt oder vielleicht ihn gebeten, ob er irgendein Stück Obst oder was anderes für sie hat. Oder manchmal sind sie einfach zu Swami Sivananda gerannt und haben gefragt, wie viel Uhr es ist, einfach weil sie zu dem freundlichen Menschen dort hinrennen wollten. Aber er hat sich dann erst verneigt. Und in seiner Phase, wo er noch nicht die höchste Verwirklichung hatte, war das tatsächlich so ein Sadhana, um selbst diese tiefe Demut zu bekommen, hat er sich vor allem verneigt. Das ist jetzt in unseren Breiten nicht angemessen, dass ihr z.B. nach Bad Meinberg geht und euch vor jedem irgendwo verneigt, obgleich, die sind inzwischen gewohnt, dass hier die Yogis manchmal so eigenartige Gewohnheiten haben, aber insgesamt auch ok und freundlich sind. Aber es wäre doch besser, wenn ihr es nicht macht. Aber innerlich kann man es eben machen. Oder man kann mit dem Kopf nicken, das ist auch hier in diesen Breiten irgendwo angebracht. Und inzwischen ist sogar dieser Gruß, mindestens in dieser Gegend hier, also mindestens, wenn ihr hier seid im Ashram, ist ja auch was ganz Schönes. Man kann etwas anschauen und sich so verneigen, ihr könnt einen Baum anschauen und euch so verneigen. Da braucht ihr hier im Kurpark auch keine Hemmungen zu haben, daran sind wirklich die Leute gewöhnt und weder wir noch ihr kommen dadurch in einen schlechten Ruf. Also, das könnt ihr auch machen. Also, Gegenwart spüren, Smarana, evtl. mit Gott dabei sprechen als Gebet, evtl. nur spüren, evtl. verbinden mit Vandana, euch innerlich verneigen. Padasevana, das heißt, einen Altar pflegen. Ich weiß nicht, ob ihr zu Hause einen Altar habt. Wenn nicht, würde ich euch empfehlen, baut irgendeinen. So einen heiligen Ort, sogar angenommen, jemand hätte nur ein Zimmer, dort in einer Ecke einen kleinen Altar aufzubauen, ist etwas Gutes. Oder wenn ihr einen Yogaraum habt, dort einen Altar aufzubauen. Wie der ist, das müsst ihr dann überlegen: „Wie müsste ich ihn aufbauen, damit ich irgendwo eine Herzensverbindung dort herstellen kann?“ Dann gibt es da eher klassizistischen Geschmack, einfach und symmetrisch. Dann gibt es vielleicht den Zen-Geschmack, das ist vielleicht nur eine weiße Wand mit einer einzigen Pflanze. Oder es gibt den barocken Geschmack, man stellt dort üppig und jede Murti, der man habhaft werden kann und alle Religionen und alle Symbole. Rokoko und das ganz verspielt oder Jugendstil, ein bisschen einfacher, aber doch verspielt. Aber etwas jedenfalls, das dann das Herz anspricht und dann auch Padaseva, Seva heißt auch Dienst, und auch jeden Tag irgendetwas machen, Kerze anzünden, vielleicht die Kerze so ein bisschen schwenken, vielleicht Räucherstäbchen anzünden, vielleicht sich einfach  nur selbst davor verneigen, vielleicht regelmäßig frische Blume oder einen Stein hinlegen oder eine Topfpflanze usw. Irgendetwas tun.

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Erinnern an die Göttliche Gegenwart

hathayoga PradipikaGut, Kirtana macht ihr jetzt hier im Ashram etwas mehr vermutlich als zu Hause, Mantras singen, Mantras hören und das geht natürlich sofort ans Herz und das erweckt Bhakti. Dann folgt Shmarana. Und ich will euch für heute jetzt auch insbesondere in den Zwischenpausen bis heute Nachmittag dann auch zu Shmarana ein bisschen motivieren oder inspirieren oder anregen. Shmarana heißt, sich erinnern an göttliche Gegenwart. Das heißt, alles Mögliche nehmen und irgendwo sagen: „Das ist ein Zeichen für göttliche Gegenwart.“ Smarana kann auch Gebet sein, wir sprechen ein Gebet. Es kann sein, wir schauen uns den Himmel an und irgendwo lassen wir den Himmel auf uns wirken und spüren irgendwo göttliche Gegenwart. Wir schauen uns die Krokusse an und die ersten Osterglocken, die ersten Tulpen – wir sind ja dieses Jahr sehr früh mit all den Frühlingsblumen. Wir können sie auf uns wirken lassen. Den kleinen Bach, die Knospen, die da sind, die zwitschernden Vögel, die Gesichter der Menschen, das Brabbeln im Speisesaal, das unglaublich tolle Essen, ein Apfel. Das sind alles Wunder der Schöpfung. Eines meiner ersten Bücher über Mystik war mal so ein Buch, das hieß „Praktische Mystik“. Und das war jetzt weniger religiös, im Sinne von, irgendwo schwierige Übungen, sondern es erzählt: „Lerne es, zu staunen.“ Das war all das, was man für so selbstverständlich anschaut, einfach staunen. Dann spüren wir irgendwo göttliche Gegenwart. Oder es heißt auch, Gott ist Satyam, Sivam, Sundaram. Satyam heißt wahr, Siva heißt Liebe, Sundara, schön. Wir finden es auch in der Bibel: wahr, schön und gut. Oder das hat auch Goethe immer wieder gesagt: „Dem Wahren, Schönen, Guten.“ An der Frankfurter Oper steht auch: „Dem Wahren, Schönen, Guten.“ Satyam, Shivam, Sundaram. Da könnt ihr heute euch öfters daran erinnern, öfters staunen, öfters mal göttliche Gegenwart dort innerlich hervorrufen. Und mit Smarana eng verbunden ist dann Vandana. Vandana heißt Verbeugung, Respekt, Ehrerbietung. Swami Sivananda hat das Vandana sehr wörtlich genommen, das geht aber mehr in einem indischen Kontext. Swami Sivananda, wurde auch gesagt, Namaskar Sadhana, der hat sich vor allem verneigt. Wenn Schüler zu ihm gegangen sind, hat er sich vor den Schülern verneigt und die Füße angefasst. Sogar sein Assistent hat mal gesagt, wenn er aufs Klo gegangen ist, hat er sich zuerst vor dem Klo verneigt und sich erst dann entleert.

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Bhakti Yoga – Hingabe und Gottesliebe entwickeln

ramaSpirituelle Praxis, Teil 6: Bhakti Yoga – Hingabe und Gottesliebe entwickeln

Und dann wäre natürlich die Frage: Und wie kommen wir zu diesem Bhakti? Und viele von euch haben die Yogalehrerausbildung bei Yoga Vidya mitgemacht, da habt ihr von neun Formen von Bhakti gehört. Die wenigsten werden sich dort genau daran erinnern, es sei denn, man hat selbst unterrichtet, dann behält man das typischerweise. Und manche haben die auch noch nicht gehört. Aber es ist hilfreich. Es steht so in der Bhagavatam, einer Schrift über Bhakti Yoga, neun Weisen, wie wir Hingabe entwickeln können. Es beginnt mit Sravana, das heißt, Geschichten hören oder lesen über Gott und seine Heiligen. Das nächste ist Kirtana, das kennt ihr, Singen. Dann gibt es Smarana, das heißt, sich an die göttliche Gegenwart erinnern. Smarana heißt eigentlich erinnern. Vandana, sich verneigen. Padasevana – wörtlich heißt es, Dienst zu Füßen Gottes, konkret heißt es, einen Altar zu pflegen. Dann Archana, rituelle Verehrung Gottes. Dasya, Gott dienen im Alltag. Dasya heißt Diener. Sakya, freundschaftliche Beziehung zu Gott pflegen, Nähe zu Gott entwickeln, vielleicht wie ein Freund. Und schließlich Atma Nivedana, Verschmelzung des eigenen Selbst mit Gott, vollkommene Selbsthingabe. Gut, was heißt das jeweils konkret? Shravana, Geschichten über Gott und seine Heiligen lesen oder hören. So wie ich euch eben Geschichten von Swami Vishnu erzählt habe. So wie ich euch erzählt habe über Hiob oder über Kunti. Geschichten sprechen die Emotionen an. Menschen erzählen immer Geschichten, Menschen lesen Romane, gehen ins Kino usw. Mensch ist interessiert am Schicksal von anderen Menschen. Und das ruft Gefühle hervor, das gehört zum Menschsein dazu. Jetzt kommt es darauf an, welche Geschichten hören, lesen oder schauen wir uns an. Das führt zu unterschiedlichen Wirkungen. Und wenn wir das Gefühl von Bhakti erzeugen wollen, dann ist es gut, Geschichten zu hören, zu lesen oder als Video oder Film anzuschauen über Manifestationen Gottes und seiner Heiligen. So gibt es ja Bücher über Swami Vishnu, über Swami Sivananda, über Paramahamsa Yogananda, über Theresa von Avila, Therese von Lisieux, Rumi, den Sufi-Weisen, über die verschiedenen Zen-Meister oder die ganzen Zen-Geschichten, die Geschichten der Hasidim usw. All das hilft, das Herz zu öffnen, was auch heißt, wenn ihr irgendwo mal merkt, euer Herz ist irgendwo zu und ihr habt keine Freude, ist auch eine Möglichkeit, überlegt, mal so ein paar spirituelle Geschichten oder Biographien entweder zu lesen – oder das gibt es ja jetzt auch im Internet, ihr braucht ja bloß irgendeinen Namen von irgendeinem Heiligen in youtube einzugeben und dann findet ihr Originalfilmaufnahmen, Lebensbeschreibungen usw. Wenn ihr Hindi kennen würdet, könntet ihr die ganze Mahabharata als Comic und als Schauspiel in youtube sehen. Manchmal gibt es das sogar mit englischen Untertiteln, so kann man die ganze indische Mythologie so irgendwo finden und das kann das Herz ansprechen. Es  gibt indische Comics, die kann man inzwischen auch über das Internet sich bestellen über alle Aspekte. Also, Shravana, behaltet das so im Hinterkopf. Gerade dann, wenn man sich mal einsam fühlt, gerade dann, wenn Gott weit entfernt sich anfühlt, das ist eine gute Sache.

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Höchste Verwirklichung

shankaraShankara sagt, die höchste Verwirklichung kommt nicht aus eigener Anstrengung, es braucht auch dort Gnade. Genauso auch, selbst Bhakti heißt auch, wir müssen Gnade Gottes haben. Wie wollen wir die höchste Hingabe entwickeln? Wir stehen morgens auf und sagen: „Heute will ich vollständige Hingabe haben.“ Und dann? Es ist gut, es sich vorzunehmen, es ist gut, zu überlegen: „Wie kann ich es machen?“ Es gibt viele Techniken, die es machen können, dafür gibt es ja die neun Formen von Bhakti, was wir praktizieren können, aber ob sie wirklich dann kommt und wie stark sie kommt, liegt nicht mehr in unserer Hand. So ist es auch eine Gnade, dass wir Hingabe üben können und wirklich Gottes Liebe erfahren können. Sogar eigene Anstrengung machen zu können, auch das ist Gnade. So gibt es eine Schrift, die sagt, Gnade manifestiert sich in vermehrter eigener Anstrengung. Und durch eigene Anstrengung können wir mehr Gnade haben. Und durch Gnade kommen wir zu Wissen, durch Gnade kommen wir zu Bhakti. Wir fangen mit etwas an und dann öffnen wir uns. Was auch heißen kann, es ist zwar wichtig, vollständige eigene Anstrengung zu haben mit ganzem Herzen, aber wir wissen, es liegt nicht nur an uns. Und deshalb sollten wir danach loslassen und hoffen auf Gnade. Und wenn sie nicht gleich kommt, dann gehen wir auch davon aus, anscheinend hat Gott noch etwas mit uns vor, was nur ohne diese Verwirklichung geht. Das ist auch ok. Und dann wieder die Sehnsucht  steigern, sich dafür wieder öffnen, an sich selbst arbeiten und hoffen, da kommt vielleicht eine gewisse Gnade und dann denkt man: „Ah, fast. Bitte Gott, mehr.“ Und in dem Moment ist es wieder weg. Aber etwas bleibt. Wir haben es erfahren. Wir haben Gottes Liebe erfahren. Wir haben Gottes Segen erfahren. Wir haben die Verbundenheit erfahren. Auch wenn sie jetzt erst mal nicht da ist, wir wissen es: „Es gibt Gott oder es gibt Brahman und jetzt habe ich wieder etwas Karma zu erledigen und das tue ich dann und parallel bitte ich, Oh Gott, bitte, lasse mich Dich erfahren.“

Hari Om Tat Sat

Dies ist der 38. Beitrag zum Thema „Spirituelle Praxis“. Aus einer unbearbeiteten Mitschrift eines Sprituellen Retreats mit Sukadev Bretz im  Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Mehr Informationen:

Verehrung Gottes

swami s5Da gibt es irgend so eine Schrift, die das behauptet. Also, selbst der größte aller Adwaita Vedantins den es gab, konnte voller Ekstase Gott verehren in verschiedenen Formen. Dann kommt noch etwas dazu. Also, wir haben Bhakti und Jnana, und dann bleibt aber noch Raja Yoga. Raja Yoga, könnte man sagen, ist bewusste Bemühung. Raja heißt ja auch Herrschaft, Meisterschaft, Beherrschung. Raja heißt ja wörtlich König. Und so gilt es, wir müssen uns auch bemühen. Aber wir müssen uns bemühen und wir müssen auch loslassen. So wie es heißt, spirituelle Verwirklichung ist eigene Anstrengung und es ist Gnade. Und Paramahamsa Yogananda hat mal gesagt: „Spiritueller Fortschritt ist zu deinem Drittel eigene Bemühung, zu einem Drittel Gnade Gottes und zu einem Drittel Gnade des Gurus, des Meisters.“ In der Bhagavad Gita steht jetzt über die Gnade des Meisters wenig drin, muss man sagen. Im Yoga Sutra auch nicht. Diese große Betonung, die es in Indien gibt, über die Meister, ist erst in späterer Zeit gekommen und vermutlich über das Tantra, wo der Meister eine sehr große Rolle spielt, wo es auch in die Einweihung usw. geht. Aber wir finden auch natürlich in den Upanishaden die Schüler, die zum Meister gehen und der Meister lehrt sie. Wir finden die Rishis, die instruiert haben. Und wir finden die Geschichten, wie sogar der Indra, der König der Götter, zu Prajapati, eine Manifestation von Brahma, in die Lehre gegangen ist, um den Weg zum Glück zu erfahren und zur Selbsterkenntnis zu kommen. Es gilt also, uns zu bemühen. Es gilt, uns zu öffnen zu göttlicher Gnade. Es gilt, uns zu öffnen zur Gnade des Meisters. Swami Vishnu wurde mal gefragt, Paramahamsa Yogananda hätte gesagt, es sei ein Drittel eigene Anstrengung, ein Drittel göttliche Gnade, ein Drittel Gnade des Meisters, ob das stimmen würde. Und der Swami Vishnu hat gesagt: „Nein. Es ist Hundertprozent eigene Anstrengung, es ist Hundertprozent Gnade Gottes und Hundertprozent Gnade des Meisters.“ Das ist natürlich jetzt eine mathematische Unmöglichkeit, was es aber heißen soll, ist volle eigene Anstrengung und volles Öffnen für Hingabe, sowohl des Lehrers, wie auch volle Hingabe zu Gott. Nicht, dass wir im Vertrauen darauf, dass es nur ein Drittel eigene Anstrengung ist, nicht nur halbherzig, sondern drittelherzig uns bemühen. Und im Vertrauen, dass es ja zum Drittel Gnade Gottes ist, also nur zu einem Drittel Hingabe üben, sondern wir bemühen uns. Zum einen können wir uns bemühen, um diese Jnana Yoga Viveka Vicharya, wir können uns zum anderen bemühen um die Hingabe und natürlich, wir können uns bemühen, all das, was mit Raja Yoga zusammenhängt, ein sattviges Leben führen, Asanas, Pranayama zu üben, zu meditieren usw., mit unserem Geist besser zurechtzukommen, unser Unterbewusstsein zu reinigen und so an diesem Körper-Geist-Kontinuum zu arbeiten. All das ist eine gewisse Bemühung.

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Fühle dich als das unendliche Göttliche

bhagavad gita1Gut, und der Bhakti Yogaweg ist dann Hingabe und vor Gott sich verneigen und in Demut sagen: „Oh Gott, ich verstehe nicht alles.“ Und Krishna empfiehlt Arjuna welchen von beiden Wegen? Letztlich beide. Was auch wiederum heißen kann, wir können zwischen den beiden auch wieder oszillieren. Mal können wir sagen: „Oh Gott, Dein Wille geschehe.“ Und mal können wir sagen: „Aham Brahmasmi. Satchidananda Swarupoham. Ich bin das Unendliche und das Ewige.“ Und Krishna hat eigentlich eine kleine Präferenz, die er so sagt: „Wenn möglich, dann fühle dich als das Unendliche, das Absolute und das Ewige. Aber wenn es dir nicht möglich ist, dann verehre das Unendliche und das Ewige. Und noch besser, verehre es in einer konkreten Gestalt.“ Das sagt er so im zwölften Kapitel, es ist leichter, wenn man irgendwie sich was Konkretes darunter vorstellen kann. Und konkret kann auch die Vorstellung von Licht sein, konkret könnte sogar sein, es kommt eine Segenskraft von oben, konkret könnte auch die Natur sein oder wie auch immer man das sehen will. Abstrakt wäre einfach unendlich, ewig, nicht fassbar. Also, verehre das Göttliche. Und in allen möglichen Kapiteln, gerade in den letzten sechs Kapiteln, kommt er immer wieder zum Jnana Yoga. Und nachdem er das dem Arjuna erzählt hat, sagt er: „Und wenn dir das zu schwer ist und wenn du das nicht ganz verstehst, dann verehre einfach das Göttliche.“ Zum Teil sagt er: „Dann verehre Mich, verneige dich vor Mir und Ich werde dich befreien.“ Krishna als Manifestation Gottes. So sagt es auch Shankaracharya in seinem Kommentar zur Bhagavad Gita, wo er dort eben sagt: „Es gibt das Eine, das Unendliche und das Ewige. Und das Eine, Unendliche und Ewige manifestiert sich eben auch als Krishna. Und indem man Krishna verehrt, verehrt man das Unendliche, das Ewige.“ Weil es dem Geist schwerfällt, das Unendliche und das Ewige zu verehren, verehrt man Gott in Krishna oder Sivananda oder in der Urmutter oder in der Natur oder wie auch immer. Und dann verneigt man sich davor und behält im Hinterkopf: „Das, was ich verehre, ist letztlich das Unendliche und das Ewige.“ Und können wir mal das eine machen, mal das andere. Es gibt wenige, die nur eines machen. Selbst der ganz große Adwaitin Shankaracharya, der hat auch die göttliche Mutter verehrt. Er hat das Lahiri Mahasaya geschrieben zur Verehrung der göttlichen Mutter. Er hat das Lalita Sahasranama – ich wurde gerade vor kurzem korrigiert vom Swami Govindananda – er hat das nicht komponiert, sondern er hat es in hohem Maße geschätzt und einen Kommentar dazu geschrieben. Shankaracharya hat Krishna verehrt und das Achyutastakam geschrieben. Er hat Shiva verehrt. Und er soll sogar ein Bhakta gewesen sein, der in Ekstase geraten konnte. Also nicht nur einfach irgendwie was komponieren und dann abstrakt jnanayogamäßig so Mitgefühl zu seinen Schülern, sondern der konnte auch plötzlich in Ekstase tanzen.

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Bewusstsein und Gottesliebe

sukadevGut, Bhagavad Gita spricht noch sehr viel darüber, was man dort alles machen kann. Vielleicht sprechen wir da morgen und übermorgen nochmal darüber. Aber als dann Alltagsverständnis, gibt es dann zwei Yogawege, mit denen man das Karma Yoga verbindet. Das ist typischerweise Bhakti Yoga oder Jnana Yoga. Bhakti Yoga heißt Hingabe, Liebe: „Oh Gott, ich bin klein, Du bist groß. Nicht mein Wille, Dein Wille geschehe. Sende mir Dein Licht und Deine Wahrheit, dass sie mich leiten. Alles, was ich tue, tue ich für Dich.“ Ob wir das jetzt Gott nennen oder Göttin oder kosmische Energie oder kosmisches Bewusstsein oder unendliche Kraft, das ist zweitrangig. Eigentlich nicht nur zweitrangig, sondern es spielt keine Rolle. Aber wir fühlen uns als kleines Individuum und sagen: „Oh Gott, bitte hilf mir!“ Zweite Möglichkeit ist? Worüber habe ich die letzten zwei Tage mehr gesprochen? Jnana Yoga. „Aham Brahmasmi. Ich bin das Unendliche. Ich bin das Bewusstsein hinter diesem Körper. Ich bin das Bewusstsein hinter den anderen Körpern, mit denen ich zu tun habe. Ich bin das Bewusstsein hinter der Erde und hinter dem Himmel. Und eigentlich ist die ganze Geschichte recht lustig.“ Und dann kann man das entweder etwas entsagter machen, im Sinne von: „Die Gunas wirken unter den Gunas nur“ – wie Krishna im vierten Kapitel so vorschlägt – „und letztlich ich selbst tue nichts.“ Oder wie er im dreizehnten Kapitel eben so sagt: „Das Ganze ist wie der Ashwathama Baum. Das ganze Universum ist wie ein Baum und dort alles miteinander verbunden.“ Wir machen uns bewusst: „Alles ist miteinander verbunden und ich bin das Bewusstsein hinter diesem gesamten Universum.“ Und dann, komischerweise, am Ende des dreizehnten Kapitels, nachdem Krishna dieses wunderschöne Bild des Baumes aufgezählt hatte und das, was sind die Wurzeln, was ist der Stamm, was sind die Blätter und die Zweige und die Äste und die Früchte und irgendwie toll, und dann sagt: „Ja, und dann fälle diesen Baum mit der Axt der Unterscheidung.“ Äußerst unromantisch. Also, erst stellen wir fest, wir sind alle miteinander verbunden, alles in diesem wunderschönen Universum ist wie ein wunderschöner Organismus, aber letztlich, der gesamte Organismus, so wunderschön er ist, ist Illusion. Und daher, im Alltag sind wir in diesem wunderschönen Baum und fühlen uns wie ein Blatt, aber letztlich ein Blatt des ganzen Baumes, Teil des Ganzen, auch das Bewusstsein des Ganzen und können so ein bisschen vom Bewusstsein her oszillieren. Mal haben wir diesen Körper, mit dem wir etwas tun, im Bewusstsein, wir sind alle miteinander verbunden, wir sind wie eine Zelle, wir sind wie ein Blatt oder wir sind wie ein Organ in diesem kosmischen Organismus. „Und da tue ich jetzt das, was zu tun ist. Mal spüre ich mich als der gesamte Organismus, der überall und alles ist. Und so können wir oszillieren, so sind wir fähig, etwas zu tun, wenn wir uns als Teil des Ganzen fühlen. Und dann fühlen wir uns als das Ganze, was halt auch irgendwo mit diesem einen Teil zusammenhängt. Das ist der Jnana Yogaweg in Verbindung mit Karma Yoga.

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