Besondere Bedeutung von Yoga

swami s29In den Veden, der letzte Teil der Veden hat für das Yoga eine besondere Bedeutung, und zwar sind das die Upanishaden. Also die Upanishaden sind ein Teil der Veden, das ist der philosophische Teil der Veden.

Die Smritis sind dann, man kann sagen, Gesetzestexte, Regeltexte. So ähnlich wie auch im Alten Testament ist ein ganzes Buch gewidmet, was soll man machen, was soll man nicht machen und zwar recht detailliert. Und so ähnlich auch bei den Smritis stehen da nicht bloß Verhaltenskodexe drin. Da steht auch die Sache mit den vier Ashramas drin, da steht die Sache mit den vier Wünschen, da stehen dann…, Die ältesten Smritis zeugen von einer hohen Intelligenz wie man jetzt hohe spirituelle Weisheiten umsetzen kann in konkrete Handlung. Wie kann eine Gesellschaft zusammenleben, die versucht, nach hohen spirituellen Werten zu leben. Und dann im Laufe der Zeit haben sie immer mehr Smritis dazugesellt, dazu gebastelt, bis es sehr konkret wurde. Und dazu gehören dann auch die Ursprünge des Kastenwesens, dazu gehören dann verschiedene Regeln, an welchem Tag, welcher Mondphase man sich die Haare schneiden kann, oder wann man sich nicht die Haare schneiden sollte, zu welchen Tagen ihrer Periode die Frau Geschlechtsverkehr haben darf und wann nicht, und was Kinder für Pflichten gegenüber den Eltern haben, die Eltern gegenüber den Großeltern usw. Und schließlich ist das ziemlich detailliert geworden. Allerdings die Kastenlosigkeit gibt es in den Smritis nicht. Das hat Gandhi immer gesagt, dass, wenn wir alle alten Schriften anerkennen, finden wir keine Begründung für die ganzen Auswüchse und Missbräuche vom Kastensystem, Kastenlosigkeit usw. Und Swami Sivananda hat gesagt, wir bräuchten einen neuen Manu, einen neuen Gesetzesgeber, der neue Smritis entwickelt. Das heißt, göttliche Spiritualität im übertragenden Sinne, besteht aus Srutis und Smritis. Die Veden werden auch als Srutis bezeichnet, Srutis heißt: Offenbart und ewig gültig. Smriti ist die Überlieferung und modern ausgedrückt ist es etwas, was sich an die soziologische, kulturelle und ökonomische Situation der Zeit immer anpassen muss. Hier kann man auch sehen in den Smritis, das hat sich im Laufe der Zeit fortentwickelt und irgendwann ist es starrer geworden, und zwar ist es dann starrer geworden, als Indien ständig unter Fremdherrschaft war. Indien war durch seinen immensen Reichtum, den es immer hatte, wir vergessen immer, dass bis im 17. Jahrhundert Indien die höchste Lebensqualität hatte und den höchsten materiellen Reichtum auf der ganzen Welt.

In Indien gab es bis Ende des 17. Jahrhunderts keine Hungersnöte. In Europa ist noch im 19. Jahrhundert ein Viertel der Bevölkerung, Irland, an Hunger gestorben; das vergessen wir immer. Erst die Moslems und dann die Engländer und vor allem die Engländer haben systematisch die indische Wirtschaft ruiniert. Die haben ganz systematisch das indische Handwerk kaputt gemacht, den indischen Handel zerstört und ruiniert, sie wollten Absatzmärkte finden für ihre Produkte, die sie durch die industrielle Revolution in Massen hergestellt haben. Im 17. Jahrhundert galt, als die Engländer langsam Indien eroberten, Indien als der Juwel des britischen Empires, denn es hatte einen sehr viel höheren Lebensstandard gehabt, einen sehr viel höheren Reichtum. Auch der Durchschnittsmensch hatte einen erheblich höheren Reichtum als in England. Aber 200 bis 300 Jahre englische Fremdherrschaft hat aus dem reichsten Land der Erde eines der ärmsten Länder der Erde gemacht, das sich aber in den letzten fünfzig Jahren, seit der Unabhängigkeit, ziemlich bekrabbelt hat.

Leute fragen, wenn die indische Kultur so toll ist, warum hungern die? Die waren 700 Jahre unter Fremdherrschaft gewesen, darunter 300 Jahre unter Kolonialismus. Man fragt auch, warum sind die Afrikaner so ein großes Problem? Kolonialismus. Angenommen, wir würden jetzt hier Kunststaaten bilden und da würde zum Beispiel irgendwie ein Drittel von Frankreich, ein Viertel von Deutschland und ein bisschen von Holland dazugehören, das sei dann ein Staat. Und dann mit einem anderen Staat, der woanders ist, und nachher wundert man sich, dass die Leute kein gescheites Nationalgefühl dort entwickeln. Alte Stammestraditionen, alte Volksstammesgrenzen und Sprachgrenzen, Kulturgrenzen wurden nicht beachtet. Die Europäer haben irgendwo eine Konferenz gehabt und anhand diesen und jenen Breitengraden haben sie sich Afrika aufgeteilt, die gewachsene Kultur zerstört, die Händlerkaste vernichtet, denn die waren ja nicht daran interessiert, dass die eigenen Händlerkasten dort irgendetwas machen konnten, sie wollten ja ihre Produkte exportieren und haben dann innerhalb von kürzester Zeit die dortige Kultur in Probleme gebracht. Muss man immer bewusst sein, wenn wir anfangen zu urteilen über andere Kulturen, dass einen großen Teil des Elends die Europäer über diese Welt gebracht haben.

– Fortsetzung folgt –

Dies ist Teil 32 einer unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Vortrags mit Sukadev Bretz im Rahmen einer Ausbildung bei Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für genauere Erklärungen der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterführende Links:

Umfangreiche Informationen zur Yogalehrer Ausbildung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert