Leben ohne Verhaftung

5Es gibt den Weg der Entsagung und den Weg der sattwigen Bedürfnisbefriedigung. Der Weg der Entsagung würde sagen: Wer nach Moksha strebt, versucht die anderen weitestgehend zu entlasten. Also, auf der sinnlichen Ebene – gut, auf Essen können wir nicht verzichten, also sagen wir in jedem Fall, wir essen…, zum Beispiel der Wandermönch, man isst nur das, was einem gegeben wird. Man äußert keinen Wunsch diesbezüglich, was man gerne isst. Und natürlich, auf Sexualität kann man verzichten, daran stirbt man nicht. Also wird auch darauf verzichtet. Und auf Geld kann man auch verzichten, man lebt bescheiden als Entsagter. Das wäre ein extremer Standpunkt für unsere europäische Verhältnisse, den wir hier nicht lehren, den müsstet ihr woanders lernen. Aber es gibt ihn. Und er hat auch was für sich. Ein andermal kann ich euch da vielleicht auch ein bisschen mehr erzählen, ich war ja auch mal eine Weile ein Swami einige Jahre, und ein Swami ist ein Mönch, der das Gelübde von Armut und Enthaltsamkeit usw. abgelegt hat. Gut, dann gibt es den zweiten Weg und der ist für die Mehrheit geeignet und das ist der Weg der  sattwigen Bedürfnisbefriedigung, ohne verhaftet zu sein, das heißt, wir schauen, welche Bedürfnisse habe ich, wie befriedige ich die auf sattwige Weise, banaler weise beim Essen. Ich darf schon essen, es darf schmecken und man kann es sich auswählen, aber sattwig. Also kein Fleisch, Fisch, Eier, sondern stattdessen Weizen, Gerste, Hafer usw. Dass es auch schmeckt, habt ihr hoffentlich hier auch schon gemerkt. Seid ihr mit dem Essen zufrieden? Zuhörerinnen: Ja.

Gut, genauso auch andere Wünsche, können wir auch befriedigen auf sattwige Weise. Auch unter Beachtung der Ethik natürlich, genauso achtsam wird man dafür sorgen, dass wir unsere Brötchen verdienen auf sattwige Weise unter Beachtung der Ethik. Ein bisschen raja ist im Berufsleben immer dabei, das gehört dazu. Und wo Feuer ist, ist auch Rauch. Ganze Ideale findet ihr kaum außer hier. Aber so ideal ist es auch nicht immer, aber es ist schon ideal, ein Beruf, wo man anderen hilft, wo man anderen dient, wo man in der Schwingung ist, wo man meditiert, wo man nicht übermäßig reich wird, eigentlich gar nicht reich wird, aber doch das hat, was man zum Leben braucht und wo man eben einfach ist, wo man sich aneinander reiben kann, wo man mal viel zu tun hat, mal wenig zu tun hat, und vor allen Dingen kann man gut spirituell wachsen. Aber auch bei anderen Berufen ist das so.

– Fortsetzung folgt –

Dies ist Teil 6 einer unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Vortrags mit Sukadev Bretz im Rahmen einer Ausbildung bei Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Für genauere Erklärungen der Sanskrit Ausdrücke kannst du nachschauen im Yoga Wiki. Hier ein paar weiterführende Links:

Umfangreiche Informationen zur Yogalehrer Ausbildung

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